Weidenau. . Im Rahmen des Austauschprojektes „Yallah“ erarbeiten Studis aus Siegen Lösungsansätze für Problemsituationen in Palästina.
Es mag verblüffen, dass in den Räumen der Uni Siegen an der gravierenden Müllproblematik im Westjordanland gegrübelt wird. Doch nichts ist unmöglich, wie das kürzlich ins Leben gerufene Projekt mit dem Namen „Yallah“ (Abkürzung für „You Are All Hackers“) beweist. Dabei handelt es sich um ein internationales Austauschprogramm zwischen der Uni Siegen und der Birzeit University in Palästina, das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert wird. Im Rahmen des Projekts „Hochschuldialog mit der islamischen Welt“ ist es 2016 erstmals durchgeführt worden.
Konkret bedeutet es, dass internationale Projektgruppen an nachhaltigen Lösungsansätzen arbeiten. Eine Gruppe hat sich beispielsweise mit dem Müllproblem vor Ort befasst. Sarah Rüller, studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien, ist Teilnehmerin des Projekts und hat sich während des vierwöchigen Austauschs im August ein Bild machen können. „In Palästina habe ich für nur eine Flasche Wasser eine Plastiktüte bekommen. Auch das Plastikbesteck ist doppelt und dreifach in Folie eingepackt“, erzählt sie.
Das Konzept
Mit der Idee eines essbaren Löffels widmet sich eine Projektgruppe genau diesem Müllproblem. Am Prototyp eines solchen Löffels ist im FabLab der Uni Siegen gearbeitet worden, wo sich auch andere Gruppen an digitalen Fabrikationsmethoden bedienen. Zu Beginn mussten die Teilnehmer ausprobieren, wie ein essbarer Löffel konzipiert werden könnte – er darf nämlich beim Verzehr einer Suppe nicht durchweichen.
Andere Gruppen sind beispielsweise in Flüchtlingscamps aktiv, wo sie einen Computerclub betreuen. Dabei es geht darum, ein breiteres Bildungsangebot zu gewährleisten und zugleich das interkulturelle Gespräch zwischen Geflüchteten und Palästinensern zu fördern. Letzteres gilt natürlich auch für die Studis des Austauschs. Marios Mouratidis erzählt von einer Explosion während des Austauschs, drei Gehminuten vom Hauptquartier der Gruppe in Ramallah entfernt. Die palästinensischen Studierenden leben mit solchen Gefahren. „Die Erkenntnis, dass sie so etwas gewohnt sind, ist unfassbar“, schildert Marios.
Die Zukunft
Trotz der ständigen Bedrohung seien sie Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen und gastfreundlich. In diesem Zusammenhang betont Sarah den gesellschaftlichen Wert des „Yallah“-Projekts: „Mein Wunsch wäre ein Austausch mit israelischen und palästinensischen Unis.“ Angesichts der Fronten wirke ihr Wunsch zwar utopisch, aber langfristig gesehen hat das Projekt durch den interkulturellen Austausch möglicherweise doch das Potenzial, ein friedliches Nebeneinander zu ermöglichen.
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