Hainchen. .

Wenn er seinen Job als Naturschutzwart des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) macht, ist der Hainchener für manche Provokation gut: In der Aus­einandersetzung um die Planung von Windkraft-Standorten hat die Siegen-Wittgensteiner Politik den Haincher Jochen Niemand als streitbaren Verteidiger eines Landschaftsbildes kennengelernt, in dem Windräder keinen Platz haben.

Doch nun muss er sich, in anderer Funktion, gegen Kritik aus den eigenen Reihen verteidigen: Vier SGV-Abteilungen wollen den Wegewart abberufen lassen.

Ein Satz war es, der bei den SGVern in Buschhütten, Fellinghausen, Littfeld und Wilgersdorf das Fass offenbar zum Überlaufen brachte. Bei der Eröffnung der „Serpentine zur Ilsequelle“, einem von Dieter Mennekes in seinem Heiligenborner Wildnis-Wald gesponsorten Wanderweg, hatte sich Jochen Niemand zur Entwicklung der Wanderwege generell geäußert. „Ein Drittel aller Wege kann man streichen“, hatte Niemand dort Ende Juli gesagt und kritisiert, dass sich einige Abteilungsvorsitzende „an ihr Wegenetz klammern wie Kinder an ihr Lieblingsspielzeug.“

Bitte um Vertagung

Dieser Satz stieß übel auf. „Ich habe das zurückgenommen“, sagt Niemand im Gespräch mit dieser Zeitung, „ich bedaure das nach wie vor.“ Dass es damit sein Bewenden haben könnte, ist aber nicht zu erwarten. „Die Fronten sind gewaltig festgefahren.“ Auf der Tagesordnung der Bezirksversammlung am Samstag, 25. Oktober, ab 14 Uhr im Vereinsheim des TV Kredenbach-Lohe steht nicht nur der Abwahlantrag der vier Abteilungen auf der Tagesordnung, sondern gleich auch schon die Neuwahl neuer Bezirksfachreferenten für Wege und für Naturschutz.

Jochen Niemand wünscht sich eine Vertagung auf das Frühjahr, um Zeit für eine interne Klärung zu gewinnen. Sein Vorschlag: Der SGV-Bezirk möge das Amt des Wegereferenten teilen und ihm — wie schon beim Naturschutz – eine zweite Person an die Seite stellen. Beim Naturschutz ist Niemand Referent für den südlichen Bezirk, während Lutz Afflerbach für den Norden spricht. Eine ähnliche Konstruktion könne er sich für das Wegereferat vorstellen, sagt Niemand: „Das wäre ein Neuanfang“ – zumal er schon seit längerem auf der Suche nach Verstärkung sei.

Jochen Niemand ist in Siegen-Wittgenstein auch regionaler Ansprechpartner der Landesgemeinschaft Natur und Umwelt (LNU), die Dachverband des SGV ist. „Uns Naturschützern bläst der Wind heute mehr ins Gesicht als vor zehn Jahren“, sagt Jochen Niemand durchaus bildhaft, „da muss man auch einmal ein deutliches Wort sagen“. Und, so fügt er hinzu, „manchmal trifft man auch den falschen Ton.“ Die Gelegenheit dazu besteht natürlich auch bei der anstehenden Herbstversammlung des Bezirks. Die beginnt, wie immer, mit einem gemeinsam gesungenen Lied.

Qualität vor Quantität 

Die Devise „Qualität vor Quantität“ ist bei der Gestaltung des Wanderwegenetzes nicht neu. Schon 2006 hatte der damalige SGV-Hauptgeschäftsführer die Revision des Wegenetzes „auch mit dem Ziel der Reduzierung“ angekündigt.

Eine ähnliche Position vertritt auch Wander-Wissenschaftler Dr. Rainer Brämer, der unter anderem den Rothaarsteig mitentwickelt hat. „Der hat das allerdings feiner formuliert als ich“, gibt Bezirks-Wegereferent Jochen Niemand zu.