Siegen. . Mit einem Keyboard-Kurs in der Grundschule fing es an. Alexander Breitenbach hatte Spaß, der Lehrer meinte, er hätte Talent – und Alexanders Eltern waren ein wenig erstaunt in Anbetracht der neuen Leidenschaft ihres Sohnes, „weil bei uns gar keiner musikalisch ist“, sagt Sabine Sting-Breitenbach. Heute ist Alexander 17 Jahre alt und hat am Klavier eine ganze Reihe Preise abgeräumt
„Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass mir jemand sagen muss, ich müsste üben“, sagt der junge Mann. Zu Beginn war es eine halbe Stunde am Tag, mittlerweile sind es zwei bis drei Stunden, die er aber nicht als lästige Pflicht empfindet. „Es ist die Musik an sich – das Gefühl, wenn man einfach in der Musik drin ist“, beschreibt er seine Motivation. „Es ist ein innerer Drang. Es wäre keine Option, es nicht zu tun.“
Leidenschaft statt Leistungsdruck
Alexander Breitenbach lächelt viel und herzlich, ist extrovertiert, aufgeschlossen, meilenweit weg von jedem Eigenbrötler-Wunderkind-Klischee. Es überrascht wenig, dass er mit anderen Kindern und Jugendlichen keine Probleme hatte, obwohl es ein paar bemerkenswerte Besonderheiten gibt, die im Kreise Gleichaltriger nicht unbedingt typisch sind. 2008 nahm er das erste Mal bei „Jugend musiziert“ teil, erhielt einen 1. Preis im Regionalwettbewerb, einen 2. Preis auf Landesebene. Die neunte Klasse hat er übersprungen, mit 16 machte er Abitur mit Bestnoten. Er hört und spielt gern klassische Musik, besonders Werke der Romantik, mag Schmumann und Rachmaninow. „Es gibt aber keinen Lieblingskomponisten. Ich mag die Bandbreite“, sagt er. Pop und Rock sind nicht sein Ding. „Populäre Musik ist häufig sehr einfach aufgebaut“, erklärt er. Klassik hingegen sei komplexer, „weckt viele Emotionen“.
Lange Liste guter Leistungen
Alexander Breitenbach hat bereits etliche Preise und Auszeichnungen erhalten. Eine Auswahl:
„Jugend musiziert“: 2008, Klavier solo – 1. Preis im Regional-, 2. Preis im Landeswettbewerb; 2009, Duo Klavier/Violine – 1. Preis regional, 3. Preis im Land; 2011, Klavier solo – 1. Preis regional, 3. Preis im Land; 2013, Klavier Begleitung – jeweils 1. Preis auf Regional- und auf Landesebene; 2014, Klavier solo – 1. Preis im Regional- und Landes-, 2. Preis im Bundeswettbewerb.
Hinzu kommen Teilnahmen und Auszeichnungen unter anderem beim Westfälischen Klavierwettbewerb.
Seit zwei Jahren spielt Alexander Breitenbach auch Klarinette, seit einem Jahr im Jugend-Sinfonie-Orchester der Fritz-Busch-Musikschule Siegen.
Außer der Musik mag er in seiner Freizeit unter anderem Schachspielen und Radfahren – und er komponiert selbst.
Im Elternhaus stieß er damit auf Offenheit, aber auch auf Verwunderung. „Wir hatten mit klassischer Musik nichts am Hut“, erzählt seine Sabine Sting-Breitenbach. „Aber wir haben uns rangetastet. Heute können wir es uns ohne die Musik nicht mehr vorstellen: Uns hat sich eine ganz neue Welt erschlossen.“
Die Investition in ein eigenes Klavier, die bei Eltern verständlicherweise zunächst Skepsis in Bezug auf die Langlebigkeit des kindlichen Wunsches hervorruft, hat sich gelohnt. „Als das Klavier kam, war das ein Freudentag für Alexander. Er wollte gar nicht mehr aufstehen“, sagt seine Mutter. Inzwischen steht ein Flügel im Wohnzimmer – aber es häuften sich schließlich auch die Auszeichnungen.
Evelyn Rück, bei der Alexander Breitenbach seit 2004 an der Fritz-Busch-Musikschule Unterricht nimmt, hatte eine Teilnahme bei Jugend musiziert vorgeschlagen. Er habe erst „nur mal so“ mitgemacht, erinnert er sich. Druck habe er nicht gespürt. Die Atmosphäre bei Jugend musiziert sei angenehm, zudem „ist es interessant, was professionelle Leute aus der Jury sagen“. Jurys überzeugt er seitdem regelmäßig. „Erfolg hängt aber auch von dem Glück ab, dass man einen guten Lehrer hat.“ Er habe Evelyn Rück einiges zu verdanken.
Physikstudium begonnen
Gerade hat er ein Physikstudium an der Uni Siegen begonnen. Natürlich lag der Gedanke an ein Musikstudium nahe, „und wenn die Chancen als Berufsmusiker besser wären, wäre das keine Frage gewesen“, sagt er. Für Physiker sähe es weit besser aus, und das Fach sei faszinierend: „Die Natur durch die Mathematik beschreiben zu können, das hat seinen Reiz.“ Auf die Aufnahmeprüfung für ein Musikstudium in Köln im kommenden Jahr will er sich trotzdem vorbereiten: „Ich halte es mir noch ein bisschen offen.“