Siegen. Mitglied ist er nicht und will es auch nicht sein. Doch seine Sympathien für die “Alternative für Deutschland“ leugnet SMS-Patriarch Heinrich Weiss nicht. Gerade in Unternehmerkreisen, weiß er zu berichten, ist er mit dieser Einstellung nicht allein. “Die AfD ist die einzige Opposition“, sagt er.

In Unternehmerkreisen wächst offenbar die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik der Großen Koalition und dem Kurs der Europäischen Zentralbank. So sehr, dass jetzt erste Mittelständler offen ihre Sympathie für die Euro kritische AfD bekennen.

Darunter ist auch Heinrich Weiss (72), aus dem operativen Geschäft ausgeschiedener Inhaber und Aufsichtsratsvorsitzender der SMS-Gruppe aus Hilchenbach, als Maschinen- und Anlagenbauer einer der südwestfälischen Weltmarktführer, der schließlich auch vom Euro profitiert hat. „Als Privatmann fühle ich mich frei, politisch wieder etwas aktiver zu werden“, bekennt Weiss, der nach der Wiedervereinigung noch als CDU-Mitglied Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und Bundesvorsitzender des Wirtschaftsrats der Partei war.

Trennung von Kohl im Streit

Man trennte sich im Streit, was auch mit Helmut Kohl zu tun hatte - Weiss sprach der Union schon damals wirtschaftliche Kompetenz ab. Mit seiner Meinung hat er nie hinter dem Berg gehalten und sich damit nicht nur Freunde gemacht. Schon vor einiger Zeit bezeichnete er das Nachschießen von Milliardensummen in Rettungsfonds als „Insolvenzverschleppung“ und kritisierte scharf, dass die EZB „Ramschanleihen“ aufkaufe,

Auch interessant

Nun ein politischer Neuanfang ausgerechnet mit der AfD, die am rechten Rand des Parteienspektrums im Trüben fischt? Weiss erklärt: „Seit Jahren bin ich verzweifelt über die Euro-Politik. Der Euro - das ist eine Serie von Vertragsbrüchen. Jeder macht, was er will.“ Zuletzt hätten die Franzosen Verträge gebrochen, weitere Vertragsbrüche seien absehbar. Und die Bundesregierung belaste Etat und Unternehmen mit Mindestlohn und Rente. „Die CDU hat keine Wirtschaftskompetenz mehr, einzige Opposition ist die AfD“, sagt der Unternehmer.

"Die AfD ist ein zusammengewürfelter Haufen"

Mit Hans-Olaf Henkel, AfD-Abgeordneter in Brüssel und SMS-Aufsichtsrat, sieht sich Weiss in wirtschaftlichen Fragen auf einer Wellenlänge. In der belgischen Hauptstadt habe er im September auch Parteichef Bernd Lucke kennengelernt - „das hat mich sehr beeindruckt.“ Aber er schränkt gleich ein: „Ich möchte nicht Parteimitglied sein, strebe keine politischen Ämter an.“ Er möchte Vorträge halten vor Parteimitgliedern - „das habe ich für die FDP auch schon gemacht“ - und wohl auch finanziell helfen - vor längerer Zeit hat er einen „kleineren Betrag“ gespendet.

Ist ihm klar, worauf er sich bei der AfD einlässt? „Das ist ein zusammengewürfelter Haufen“, räumt Weiss ein, mit dem üblichen Maß an Wichtigtuern wie in jeder jungen Partei. Er unterscheidet drei Gruppen: Da seien die Wirtschaftsliberalen, die er stärken möchte. Dann gebe es die Familienkonservativen, die gegen die Homo-Ehe votierten und schließlich die Rechtsausleger, „die man loswerden muss. Mit ihnen hat die AfD keine Zukunft.“

Wie soll das funktionieren, der rechte Rand bestimmt doch heute schon das Erscheinungsbild der Partei. Da gibt sich Weiss zuversichtlich. „Indem man ein klares Parteiprogramm schreibt mit den Themen Wirtschaft, Finanzen, Gesellschaft, Familie, das von allen Mitgliedern verfochten werden muss. Wer öffentlich fremdenfeindliche Gedanken äußert, sollte wegen parteischädigenden Verhaltens rausfliegen.“

Nicht auf die öffentliche Bühne

Weiss sieht sich nicht allein: „Viele Unternehmer denken wie ich. Aber Familienunternehmer wollen meist nicht auf die öffentliche Bühne und angestellte Manager haben 5-Jahres-Verträge. Die denken oft nur an ihre Zeit in der Firma.“ Man spürt, dass Weiss noch etwas bewirken möchte. An seine alte Partei glaubt er längst nicht mehr: „Frau Merkel hat die öffentliche Meinung fest im Blick. Sie richtet sich überwiegend tagespolitisch nach Umfragen.“ Der Unternehmer wirbt dagegen für eine „vernünftige Wirtschaftspolitik, die Zukunftssicherung betreibt und nicht das Vorhandene und die Mittel für die Zukunft verfrühstückt.“

Wird man ihn demnächst auch in Fernseh-Talkshows erleben? „Nur, wenn sie seriös sind, ich will kein Hansdampf in allen Gassen sein.“