Wenn die Gründungsversammlung der Bürgerinitiative etwas gezeigt hat, dann, dass die Bürger die Probleme im Ortskern, die manche Asylsuchende verursachen, bewegt. Die Bürgerversammlung vom Sommer hat übrigens dasselbe gezeigt: Empörung. Not und Angst. Vieles resultiert aus Unkenntnis, manches aus real Erlebtem. Seitdem sind Monate verstrichen – aus der Sicht der Burbacher ohne Veränderung zum Positiven.

Der Weg eine Bürgerinitiative zu gründen ist falsch – auch das ist eine Erkenntnis vom Dienstagabend. Gescheitert ist das Projekt nach der chaotischen Gründungsversammlung ohnehin schon.

Was nun?

Es ist an der Zeit, dass sich Verantwortliche aus der ersten Reihe in Burbach blicken lassen. Dass sich der Innenminister am Tag nach Bekanntwerden des Misshandlungs-Skandals vor Ort einen medienwirksamen Auftritt verschaffte, spricht für sein politisches Gespür. Rundgang, Gespräche mit Flüchtlingen, ernste Miene bei Interviews und Beteuerungen, dass alles getan wird, dass sich so etwas nie wiederholt.

Ja, das ist wichtig. Der Fokus lag und liegt auf den Misshandlungen, auf dem unwürdigen Verhalten derer, die diese Bilder produzierten.

Doch der Fokus liegt auch auf dem Ort Burbach. Wenn plötzlich Gestalten in Springerstiefeln und Bomberjacken auftauchen, sind sie auf der Suche nach Nährboden für ihre braune Ideologie. Wenn sie auch bei Familienvätern und besorgten Müttern nicht punkten, dann vielleicht bei deren Kinder. Das sollte der Politik zu denken geben.

Ein Prestigeobjekt von Innenminister Ralf Jäger ist der Kommunalsoli – auch so ein Burbacher Thema. Der Minister kam nach Siegen und diskutierte öffentlich darüber. Weshalb? Weil er glaubte, dass ein solcher Auftritt mehr Verständnis bringe, weshalb zum Beispiel Burbach Pleite-Kommunen aus der Schuldenfalle helfen soll. Weshalb also stellt sich der Minister nicht auch jetzt in Burbach den Fragen und Sorgen? Die Landesregierung trägt politische Verantwortung – auch für die Probleme im Ortskern von Burbach und anderen Kommunen.

Wir müssen Flüchtlingen helfen, heute und morgen – in Burbach wird das auch durch bemerkenswertes ehrenamtliches Helfen Tag für Tag gelebt. Die Flüchtlingsunterkunft wird also noch lange bleiben. Das zeigt umso deutlicher, wie notwendig Dialog vor Ort ist. Fast 7000 Menschen waren innerhalb eines Jahres dort. Dass darunter welche sind und sein werden, die Probleme verursachen, ist logisch. Fast niemand wird daher erwarten, dass nie wieder ein Asylbewerber straffällig wird, sich nie wieder einer daneben benimmt. Die Bürger wollen aber, dass ihre Sorgen jetzt ernst genommen werden, dass sie jetzt Gehör finden, dass ihnen Verantwortliche jetzt sagen, was sie für sie tun können. Denn daran fehlt es bislang.

Es ist Zeit, dass das passiert. (Boris Schopper)