Siegen. .

Wer Computer nicht nur bedienen, sondern verstehen will, der findet im Verein Hasi ein offenes Ohr und Unterstützung. Im Zuge der Code Week Europe waren am Sonntag Kinder und Jugendliche eingeladen, sich einmal am Programmieren der komplexen Maschinen zu versuchen.

Auf dem Weg zum Hackspace Siegen fühlt man sich tatsächlich ein wenig in einen Spionagethriller versetzt, in dem Hacker aus dunklen Hinterzimmern fremde Daten abfangen und vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit bringen. Am Effertsufer, hinter dem Schlachthof, befinden sich die Räumlichkeiten des Vereins.

Die Tücken des Halbwissens

Durch einen kargen Flur führt der Weg in ein buntes Sammelsurium an Dingen, die man erwartet hat, und solchen, die man hier nicht vermutet hätte. Neben Kästen mit Limonade und Keksen stehen Fahrräder, Stühle baumeln an Seilen von der Decke. An der Wand hängt ein Poster mit dem Konterfei Edward Snowdens, gegenüber die bekannten Masken der Hackergruppe Anonymous.

„Heute hat eigentlich jeder ein Smartphone. Bisher werden die nur zum Telefonieren oder SMS schreiben benutzt, aber da steckt noch viel mehr drin“, erklärt Frank Sperber, Hasi-Mitglied und Organisator des Treffens, zu Beginn. Der Anlass der Veranstaltung, zu der Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 16 Jahre zum kostenlosen Mitmachen eingeladen sind, ist die Code Week Europe.

„Beim Programmieren kann man nichts kaputt machen“ sagt Sperber. „Man lernt hier, gemeinsam spielerisch Probleme zu lösen.“ Zwar geht es vordergründig um den Spaß am Ausprobieren, doch steckt auch ein etwas ernsteres Anliegen dahinter, wie Sperber erklärt: „Letztendlich liefern sich die meisten mit ihrem Halbwissen über Computer den großen Konzernen wie Google aus. Es geht auch darum, Mündigkeit zu schaffen.“

Unterdessen sitzen die Kinder, teils in Begleitung der Eltern, vor ihren mitgebrachten Laptops und machen die ersten Schritte in Programmen wie „Scratch“, „AppInventor“ oder „Touchdevelop“. Ehrenamtliche Helfer, darunter einige Informatik-Studenten der Uni Siegen, leiten individuell an und geben Tipps.

Den Verein Hasi gibt es seit Anfang 2012. Noch ist die Zahl der Mitglieder klein. Dafür treffen sie sich regelmäßig, die Erwachsenen abends unter der Woche, um zusammenzusitzen, sich auszutauschen und natürlich an Rechnern zu werkeln. Jeder darf kommen, gleich zu welcher Zeit. „Für das, was man sonst zu Hause im stillen Kämmerlein macht, findet man hier Partner. Es gibt einen Pool von Personen mit Know-how, die auch gerne bereit sind, das weiterzugeben.“

Einblick über den Konsum hinaus

Sperber, selbst studierter Elektrotechniker, ist durch seinen Sohn an den Verein gekommen. „Ich habe selbst etwas für meinen Sohn gesucht und bin so darauf gestoßen.“ Nun unterrichtet er die Kinder anderer Leute im Umgang mit Computern und sagt: „Wir leben im digitalen Zeitalter, da gehört so etwas zur Grundbildung dazu.“ Er vergleicht das Benutzen und Verstehen von Computern mit dem Unterschied zwischen Hören und Schreiben: „Wir hören nicht nur, wir lernen auch zu schreiben. Elektronik dagegen konsumieren wir nur.“ Die Einbindung von Informatik in die Stundenpläne der Schulen hält er noch für unzureichend.

Das Angebot des Hasi soll diese Lücke nun ein Stück weit schließen und Kindern frühzeitig beibringen, dass „Computer kein reines Konsumgerät sind, sondern auch für kreative Arbeit genutzt werden können“. Ein Gedanke, der sicherlich auch im Sinne Edward Snowdens wäre.