Burbach/Siegen. Irgendwann setzt der Lagerkoller ein: Seit Kinderkrankheiten in der Siegerlandkaserne umgingen, herrschte Ein- und Ausreisestopp. „Es gab wegen der Infektionsgefahr keine Transfers“, sagt Einrichtungsleiter Ricardo Sichert – was für manche Flüchtlinge in Burbach bedeutet, dass sie viele Wochen bleiben müssen.
Kommunikationsprobleme und Lagerkoller: Auch in der Burbacher Flüchtlingsunterkunft treten diese menschlichen Symptome auf. Einrichtungsleiter Ricardo Sichert nimmt Stellung zu Klagen der Flüchtlinge.
Sichert gibt zu, dass das nicht immer gut kommuniziert worden sei. Man arbeite an einer Verbesserung. Auch Sprachbarrieren und soziokulturelle Unterschiede könnten dazu führen, dass sich Flüchtlinge schlecht behandelt fühlen. Was nicht heiße, dass es seitens des Personals nie zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein könne.
Vorwurf Medikamente: Eine Mutter sagt, dass ihre Kinder seit zwei Monaten keine Medikamente bekommen hätten. Eine andere zeigt die verschorfte Narbe am Bauch ihres kleinen Sohnes, die nicht nachgesorgt worden sei. „Wir haben einen Arzt und eine Krankenschwester“, sagt Sichert, es könne nicht sein, dass jemand nicht gepflegt werde. Allerdings hätten manche Familien ihre Kinder aus Angst vor der Isolierstation vor Mitarbeitern versteckt.
Vorwurf Geld: Das Personal zahle Taschengeld nicht aus. „Kann nicht sein“, sagt Sichert, allerdings werde das Geld von EU-Homecare beantragt – und das kann dauern. „Das passiert nicht immer sofort, kann aber so wirken, als verweigerten wir“, so der Einrichtungsleiter.
Vorwurf Wasser: Sie müssten Wasser kaufen, das Geld reiche nicht, klagen manche Bewohner. Mitarbeiter nutzen nach Sicherts Aussage regelmäßig selber die kostenfreien Wasserspender, weil ein Großteil der Bewohner aus Gegenden komme, in denen Wasser aus dem Hahn mindestens gesundheitsgefährdend sei. Das Burbacher Wasser aber ist vollkommen unbedenklich.
Transfersperre hat dem friedlichen Zusammenleben geschadet
Festzuhalten bleibt: Aufgrund der langen Verweildauer hat Sichert durchaus eine zunehmend aggressive Stimmung unter den Bewohner gespürt – nicht unverständlich. Die Transfersperre hat dem bis dahin recht friedlichen Zusammenleben einen Stich versetzt. „Wir hoffen sehr, dass sich die Lage jetzt, wo es sichtbar weitergeht, wieder normalisiert“, sagt Sichert.