Deuz. .

Die Haltestelle unter der evangelischen Kirche hat alles: viel Platz, ein Dach, Sitzgelegenheiten – nur ein Bus kommt hier nicht vorbei, wenn die Grundschule Schulschluss hat. Die Kinder trotten an der Haltestelle vorbei. Die einen überqueren die L 719, die hier einen scharfen Knick macht, und warten an der Haltestelle unten bei der alten Apotheke. Die anderen laufen weiter bis zur Kölner Straße, überqueren sie und steuern die Haltestelle am Kreml an. Ihre Gruppe ist größer geworden: Seit es in Salchendorf keine Grundschule mehr gibt, pendeln täglich 31 Kinder aus dem Johannland nach Deuz.

Zehn Minuten später zu Hause

Die Zuschauerreihen im Schulausschuss waren voll besetzt mit Salchendorfer Eltern, die Kummer mit dem lang gewordenen Schulweg gewohnt sind: Der Weg von der Deuzer Ortsmitte zur Schule ist morgens nicht pünktlich zu schaffen — die zusätzliche Schleife bis zur Kirche fahren die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd noch kostenlos. Der zusätzliche Bus am Mittag wird die Stadt 6000 Euro jährlich kosten. Der Schulausschuss stimmte ohne viele Worte zu.

Dann aber sind da noch die 29 Kinder aus dem Siegtal, die in die andere Richtung nach Walpersdorf, Nenkersdorf und Grissenbach fahren. Wenn ein Bus, der aus dem Ort kommt, sie an der Haltestelle unter der Kirche abholen würde, müsste der zunächst durch die Ortsmitte fahren, bei der Wagenhalle wenden und dann sozusagen im zweiten Anlauf, diesmal mit Kindern, ins Siegtal durchstarten. Kosten: 14 000 Euro. „Eine der besten Investitionen, die wir machen können“, sagte Ulrich Müller (SPD). Und eine vergleichsweise geringe, fand Manfred Heinz (SPD) angesichts von jährlich rund 770 000 Euro für die Schülerbeförderung und den von der Stadt auch mitbezahlten Kreis-Millionen für das Schülerticket.

Ob es Schülerlotsen nicht auch täten, wollte Corie Sting (CDU) wissen. Beigeordneter Heinz-Joachim Hengstenberg antwortete mit der Auflistung aller Bemühungen um Ampel-, Zebrastreifen- und Haltestellenverlegungen. Handeln müsse die Stadt: „Wir stehen ja auch im Wettbewerb mit den Nachbargemeinden.“ Die sich, aber das sagte Hengstenberg nicht, mit der Schülerbeförderung nicht so schwer tun.

Dorothee Spies (CDU) wurde dann doch noch fündig. Etwas versteckt in der Beschlussvorlage stand die etwas skurrile, aber nur 2000 Euro teure Alternative: Statt des zusätzlichen Busses könnte die normale Linie 167 die Schleife fahren; an Bord wären um diese Zeit die Jugendlichen von Gymnasium und Sekundarschule. „Zehn Minuten lassen den Himmel nicht einstürzen“, fand Dorothee Spies, bevor diese Variante mit zehn gegen sieben Stimmen beschlossen wurde. Phantasien, wie Jugendliche sich die Zeit im Ort vertreiben, statt mit dem Bus im Kreis zu fahren, wurden nur halblaut formuliert. Ungeklärt blieb die Frage, wo eigentlich die 17. Stimme im Schulausschuss war, als der 14 000-Euro-Vorschlag mit acht gegen acht Stimmen abgelehnt wurde.