Kreuztal. .

Im Büro von Bürgermeister Walter Kiß steht ein neues Buch bereit: „Hömma“ lautet der Titel, das ist Ruhrgebietsdeutsch für „Hör mir doch mal bitte zu“. Jedenfalls hat Kreuztals künftige Beigeordnete Edelgard Blümel diese Übersetzung mitgeliefert, als sie dem Bürgermeister die gedruckte Einführung in die Sprache ihrer westfälischen Heimat überreichte. Denn: „Der ‘Tegtmeier’ steckt in mir drin“, sagte die gebürtige Essenerin, die nun von der Gemeindeverwaltung Bönen in nahezu identischer Funktion in die Stadtverwaltung Kreuztal wechseln wird.

Einstimmig, bei fünf Enthaltungen (4 CDU, 1 UWG) wurde Edelgard Blümel am Donnerstagabend per Handzeichen gewählt. Auf das viel langwierigere Verfahren mit Urne und Wahlkabine hatte der Rat verzichtet. Die Gemeindeoberverwaltungsrätin und Fachbereichsleiterin von Bönen wird als Nachfolgerin des kürzlich pensionierten Dezernenten Dieter Loske für die Bereiche Schulen, Soziales, Sport, Familien und Stadtteilmanagement zuständig sein.

Gut vorbereitet für den Start

Probleme, die 54-Jährige zu verstehen, hatten die Ratsmitglieder allerdings nicht. Edelgard Blümel hatte ihre Hausaufgaben gemacht und bot der Stadtvertretung in geraffter Form einen eindrucksvollen Überblick über das Dezernat mit seinen vielfältigen Anforderungen. Aus öffentlich zugänglichen Dokumenten und aus Medienberichten hatte Edelgard Blümel sich in Vorbereitung auf ihre bereits zweite Vorstellung viele Details angeeignet. Vor acht Jahren war die Bönenerin schon einmal angetreten, um seinerzeit dem langjährigen Beigeordneten Horst-Helmut Siebel nachzufolgen. Damals setzte sich aber eine Mitbewerberin knapp gegen Edelgard Blümel durch.

Zu Hause in Hamm/Westfalen

Edelgard Blümel wohnt derzeit in Hamm/Westfalen. 1979 bis 1983 absolvierte sie den Vorbereitungsdienst für den gehobenen nichttechnischen Dienst bei der Stadt Essen, wo sie bis 1985 Sachbearbeiterin im Sozial- und Jugendamt war.

1995 bis 2001 war sie Leiterin des Ordnungs- und Sozialamtes in Bovenden, Kreis Göttingen.

Seit 2001 arbeitet sie bei der Gemeindeverwaltung Bönen im Kreis Unna als Fachbereichsleiterin für Schule, Sport, Familien und Soziales.

Dieses Mal gab es keinen Zweifel an der Zustimmung zu ihrer Person, zumal schon der Haupt- und Finanzausschuss ein einhelliges Votum für sie abgegeben hatte – gegen 26 andere Interessenten für die Position im Kreuztaler Rathaus. Offensichtlich nicht unbegründet. Denn Edelgard Blümel zeigte sich bestens informiert über die Schulentwicklung in Kreuztal („In 33 Jahren ein Drittel der Schüler verloren“), über die bevorstehende Abwicklung der Hauptschule („Das Gebäude muss sinnvoll weitergenutzt werden“), über das breite Angebot an Familien unterstützenden Aktivitäten („Auch bildungsferne Familien überzeugen, dass ein Kindergartenbesuch wichtiger ist als Betreuungsgeld“) oder die Probleme der Inklusion, bei deren Umsetzung es auch aus finanziellen Gründen noch hapert.

Ohne „vorlaut“ sein zu wollen, berichtete Edelgard Blümel aus ihrem Heimatkreis Unna, dass dort die Kosten für die Hilfen zur Erziehung von einer Beratungsfirma untersucht wurden, was dazu beigetragen hat, dass die Kreisumlage gesenkt werden konnte – auch aus Kreuztaler Sicht ein aktuelles Thema. Voraussichtlich am 1. November wird Edelgard Blümel den neuen Job antreten. Gewählt ist die künftige Stadträtin vorerst für die Dauer von acht Jahren.