Siegen. . Früher war keineswegs alles besser – vieles aber anders. Das spüren nicht zuletzt Händler und Gastronomen in der Oberstadt. Von vielen als Quartier abgeschrieben, mit dem es sprichwörtlich bergab geht, versuchen Stadt, Universität, Künstler, Eigentümer und junge Unternehmer das Gegenteil zu zeigen.
Sie wollen deutlich machen, was geschehen kann, wenn die Uni ins Untere Schloss einzieht.
„Einer Reihe von Leerständen“, wie Diana Zilz, städtische Wirtschaftsförderung, es ausdrückt, soll mit Zwischennutzung zu Leibe gerückt werden. Mit genauen Zahlen rückt sie zwar nicht heraus. Wer aber durch die Straßen schlendert, weiß, dass zum Beispiel gegenüber von Karstadt Tristesse herrscht. Steht das Geschäft also leer, vermietet der Eigentümer für einen vorübergehenden Gebrauch. In der Kölner Straße und in der Alten Poststraße sind das seit Anfang September fünf Ladenlokale. Im Zuge des Wettbewerbs „Ab in die Mitte“ – eine Initiative des Landes, die Innenstädte mit neuem Leben erfüllen soll – zeigen etwa Existenzgründer, was sie können. Kunsthandwerkerin Bianca Torrado beispielsweise präsentiert ihre Bühnenplastiken noch neun Tage lang im Schaufenster Adresse Kölner Straße 34. Florian Nölling hat vom 15. bis 20. September seinen Geschäftssitz in der Kölner Straße 36. Seine Kundschaft packt online Kisten mit aus seiner Sicht typisch deutschen Produkten wie Bier und Lebkuchen und schickt sie Gott weiß wohin. Alte Poststraße 11 ist am 17., 18. und 20. September das vorübergehende Zuhause junger Kreativer. Die Jugendkunstschule lässt dort Kinder malen.
Für Ulrike Hietsch, Mitarbeiterin des Gründerbüros der Uni Siegen, ist das der richtige Weg, um „diese Oberstadt wieder ins öffentliche Bewusstsein“ zu rücken. „Handel und Dienstleistungen verändern sich“, sagt sie. Es gelte, „aus der Schwäche eine Stärke zu machen“. Man quält sich die nicht die steile Einkaufszone hoch, man ist viel lieber in der schrägen Oberstadt.
Dass dieses Konzept unter Umständen erfolgreich sein kann, schildert wiederum Diana Zilz. Am Mittwoch öffnete unweit des Dicken Turms eine Kaffeerösterei. Einer der „hochwertigen Läden“ , von denen sich die Stadtverwaltung mehr wünscht. Das ursprünglich anvisierte Sitz der Kaffee-Expertin war ein anderer: das Sieg-Ufer in der Unterstadt.
Der Präsentationstag „Schräg drauf – Neuland für die Altstadt“ am 20. September ist Höhepunkt der Veranstaltungsreihe rund um Die Offensive „Ab in die Mitte“.
In der Siegbergstraße 1 zum Beispiel stellen Studenten Geschäftsmodelle und Businesspläne für die Oberstadt vor. Mehr: www.siegen-schraegdrauf.de.