Niederschelden. Die Charlottenhütte, ein Zeugnis der Blütezeit der Siegerländer Eisenverhüttung, ist in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden. Das Jubiläum wurde am Sonntag mit einem Bürgerfest und einer historischen Bilderausstellung gefeiert. Tausende Besucher kamen.

Niederschelden und Niederschelderhütte erlebten vor 150 Jahren einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, als die Brüder Kreutz die Aktiengesellschaft Charlottenhütte gründeten.

Im Februar 1864 wurde der erste Hochofen angeblasen, es gab für Hunderte Menschen in den beiden Ortschaften viel Arbeit. Im Jahre 1860 lebten in Niederschelden 574 Menschen und in Niederschelderhütte lediglich 84. 1905 waren es schon knapp 3000 Bürger in Niederschelden und 2000 Menschen in Niederschelderhütte. Die Heimatgruppe Niederschelden um den Vorsitzenden Friedrich Schmidt hat zusammen mit den auf dem Gelände ansässigen Firmen in der Maccostraße die Bedeutung Charlottenhütte in ihrer 150-jährigen Geschichte jetzt aufgezeigt. Bürgermeister Steffen Mues ging in seiner Rede auf die Historie der Charlottenhütte ein.

Nach der Fertigstellung der Bahnlinie hatte sich die Gewerke Adolph Kreutz mit Urkunde vom 14. März 1856 vom Preußischen Minister für Handel und Gewerke genehmigen lassen, in Niederschelden eine aus zwei Cooks-Hochöfen bestehende Eisenhütte unter der Benennung Charlottenhütte zu erbauen und zu betreiben. Den Namen wählten die Geschwister Kreutz zu Ehren ihrer zwei Monate zuvor gestorbenen Mutter Charlotte Kreutz. Sie war die Schwester des berühmten Reform-Pädagogen Adolph Diesterweg, der 1790 in Siegen geboren wurde.

Nach erfolgtem Bahnbau schritt die Firma Kreutz sofort zur Tat, und nach der Grundsteinlegung 1963 konnte im Februar 1864 der Hochofen angeblasen werden. Es war der erste Siegerländer Hochofen, der ausschließlich mit Ruhrkohle hüttete. Bereits 1866 wurden jeden Tag fünf Tonnen Roheisen produziert. Der zweite Hochofen indes wurde 1867 unter Feuer gesetzt.

Siemens-Martin-Verfahren

Weitere zweifellos wichtige Eckpunkte waren der Beginn der Elektrifizierung, der Beginn der Stahlerzeugung und -weiterverarbeitung mit dem ersten Siemens-Martin-Stahlwerk und die Errichtung einer Walzwerkanlage Anfang des 20. Jahrhunderts.

Ihren Höhepunkt erreichte die Charlottenhütte Mitte der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten dort fast 2000 Menschen. Bei all der positiven Aspekte der Entwicklung der Charlottenhütte dürfen auch die Schattenseiten nicht vergessen werden. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter wurden während des Zweiten Weltkriegs dort eingesetzt. Der Wiederaufbau nach dem Krieg lief schnell wieder an, bis Mitte der 1960er Jahre der Niedergang einsetzte. 1999 verließ der letzte Stahlarbeiter Niederschelden.

Das Betriebsgebäude aber wird heute noch von Firmen industriell genutzt.