Siegen. . Das kommende Wintersemester beginnt für die Wirtschaftswissenschaftler nicht nur auf dem Haardter Berg. Auch im ehemaligen Stadtkrankenhaus startet im Oktober der Lehrbetrieb. In den nächsten Wochen ziehen die ersten Professuren vom Haardter Berg in die Oberstadt.

Das teilte Uni-Rektor Professor Holger Burckhart am Montag mit.

Am frühen Nachmittag übergab die Vermieterin, die Siegener Gesellschaft zur Förderung der Altstadt – das ist ein Zusammenschluss der Bauunternehmer Hundhausen, Quast und Runkel sowie des Siegerlandfonds der Sparkasse – die Schlüssel der Mieterin, der Universität Siegen.

Wer forscht und lehrt zuerst auf dem neuen Campus?

Rund 20 Professuren aus Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsdidaktik finden in den nächsten 14 Tagen ihr neues Zuhause an der Kohlbettstraße. Wenig später kommt das Prüfungsamt dazu, ehe die übrigen etwa 30 Professuren der Fakultät III ins Untere Schloss ziehen. Vier Etagen sind in der alten Klinik für die Hochschule reserviert. Außer PC-Pools, Büros und Seminarräumen entsanden in den ehemaligen Stations- und Patientenzimmern 47 Studentenapartments.

Wie kommen die Studenten in die Oberstadt und wieder zurück nach Weidenau?

„Die Fakultät“, so teilt die Uni mit, „steht in Gesprächen mit den verantwortlichen Dezernenten, den Verkehrsbetrieben und dem Rektorat, um einen Pendelverkehr zu den entsprechenden Zeiten zu gewährleisten“. Konkret bedeutet das, wie Holger Burckhart erläutert, dass Shuttles, wie es bereits die UX-Linien machen, den neuen Campus anfahren. Oder aber an den Haltestellen Kölner Tor stoppen. Für Uni-Mitarbeiter gibt es 70 Parkkarten für das Parkhaus Am Löhrtor. Dort soll nach dem kompletten Umzug mehr Platz geschaffen werden. Weitere kostenfreie Stellplätze für Studenten soll es jedoch nicht geben.

Wie ist der weitere Fahrplan?

In den kommenden Tagen beginnen die Dacharbeiten am Unteren Schloss, sagt Petra Junfermann, zuständige Projektleiterin beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW. Das historische Gemäuer ist auf der Ehrenhofseite bereits eingerüstet. Am Montag waren Fachleute damit beschäftigt auch die Seite Kölner Straße mit Gerüsten zu versehen. Ist das Dach erledigt, stehen Fenster und Fassade auf dem Sanierungsprogramm. Derzeit beseitigen Beschäftigte einer Spezialfirma die letzten Schimmelschäden im Wittgensteiner Flügel. Ende September wird der Rundbau aus den 1930er Jahren des JVA-Flügels abgebrochen. Bereits in diesen Tagen schiefern die Dachdecker eine Mustergaube, die die Experten des Denkmalschutzes abnicken müssen. nach derzeitigen Planungen soll der Campus zum Sommersemester 2016 fertig sein.

Was ist mit dem Karstadt-Anbau?

Das Format der beiden Hörsäle muss noch ausgehandelt werden, sagt Uni-Kanzler Ulf Richter. „Wir sind in Gesprächen“, bestätigt Bauunternehmer Reinhard Quast. Die bisherigen Pläne sehen vor, dass in einem Anbau sowie in Teilen des Karstadt-Gebäudes zwei Hörsäle und eine Cafeteria Platz finden sollen. Allerdings wollen die Verantwortlichen den weiteren Entwicklungen rund um den Warenhaus-Konzern nicht vorgreifen. „Warten wir ruhig ein halbes Jahr, danach geben wir Gas“, betont Holger Burckhart.

Welche Impulse erhofft sich die Stadt vom Einzug der Hochschule?

Bürgermeister Steffen Mues spricht von einem „Jahrhundertprojekt“ und „einem „echten Meilenstein“. Der Tag des Einzugs der Uni in die Altstadt sei „fast ebenso wichtig wie der Tag, als entschieden wurde, dass Siegen eine Uni bekommt“. Es fallen Worte wie Belebung und Entwicklung. „Mit diesem Tag beginnt ein neue Ära für die Oberstadt.“ Und zwar eine die nicht zu früh kommt. Rund um den zukünftigen Campus sei der Leerstand in der Oberstand am höchsten, so der Bürgermeister weiter. Die Leute scheinen abwarten zu wollen, was dort oben geschieht.

Adieu Klinik. Bedeutet der Umzug des Hauses nach Weidenau, dass an der Kohlbettstraße in Zukunft keine Ärzte mehr zu finden sein werden?

Keineswegs. Das Haus behält zumindest eine Spur seines heilkünstlerischen Erbes. Ein Medizinisches Versorgungszentrum der Kreisklinikum GmbH bietet auf 860 Quadratmetern Platz für Orthopädie, Physiotherapie und Chirurgie. Zudem gibt es zwei Operationssäle, einen Röntgenraum und ein Bewegungsbecken.