Siegen/Elspe. . Schon als Kind streifte er am liebsten durch Wald und Wiesen rund um Siegen und spielte „Cowboy und Indianer“. Und: „Mein Held war immer Winnetou, sagt Sebastian Kolb, 1983 in Siegen geboren und in diesem Sommer einer der Darsteller bei den Karl-May-Festspielen in Elspe.
Nach dem Abitur zog es ihn Richtung Köln, wo er 2008 seine Ausbildung als Schauspieler beendete. Seither arbeitet er „dort und vor allem beim Stadttheater Hagen. Auch meine TV-Karriere läuft ganz gut.“ Und jetzt kann er sogar mit dem Helden seiner Kindheit auf der großen Naturbühne stehen: Als jugendlicher Rächer Bloody Fox.
Noch bis zum 7. September wird in Elspe „Unter Geiern – Der Geist des Llano Estacado“ gezeigt. „Kaum zu glauben, dass bald schon alles vorbei ist“, überlegt Sebastian Kolb. Schön sei, „dass dann wieder etwas Neues kommt. Aber ich fühle mich hier auch sehr wohl, und da ist das schon eine komische Vorstellung, dass bald alle auseinandergehen“. Der 30-Jährige spielt zum ersten Mal am Elsper Rübenkamp, aber fremd ist ihm die Naturbühne überhaupt nicht. Seit „eh und je“ sei er mit der Familie zu den Vorstellungen gefahren – und hat nie die Lust verloren. Seine Eltern und viele alte Freunde aus Siegen seien schon zur Vorstellung gekommen, „die ich zum Teil seit Abizeiten nicht gesehen habe“, freut er sich: „Ich habe auch Leute aus Köln mitgebracht, die noch nie hier waren und ganz fasziniert sind von dieser Parallelwelt!“
Bewusst für Bloody Fox beworben
Mitspielen wollte er immer schon, „aber als ausgebildeter Schauspieler sollte es dann auch nicht nur als Indianerstatist sein“. Er hat sich ganz bewusst für den Bloody Fox beworben, als er vor einem Jahr die Vorankündigung las. 2008 sah er den heutigen Winnetou Jean-Marc Birkholz in der Rolle, die extra für den damaligen „Neuzugang“ erweitert worden war. Das habe ihm gefallen, betont Kolb. Und dann? „Ich war zum Vorsprechen hier und wurde genommen.“
Bloody Fox ist ein junger Mann, dessen Eltern von den berüchtigten Geier-Banditen ermordet wurden und der nun auf Rache sinnt. Gleichzeitig darf er sich in die junge Sara Helmers verlieben, die eine kleine Raststation am Rande der Wüste Llano Estacado betreibt. Die Figur sei noch einen Tick größer als 2008, er könne den Charakter auch etwas vielschichtiger anlegen, erklärt Sebastian Kolb. Trotz der Rache bringe er eine gewisse Lebenslust ein, auch Spaß und müsse nicht nur einseitig mit düsterem Blick herumlaufen. Das sei zum Teil erst im Lauf der Proben entstanden, auch durch die Zusammenarbeit mit Sara-Darstellerin Zoë Howard. Die 18-jährige Schauspielerin ist ebenfalls das erste Mal in Elspe dabei, vorher buchstäblich auf der – deutlich kleineren - Bühne bei den Süddeutschen Karl-May-Spielen in Dasing aufgewachsen. „Wir verstehen uns sehr gut. Im Grunde haben wir gar nicht so viele gemeinsame Szenen. Da war es wichtig, unsere Beziehung anderes zu entwickeln, mit Blicken und kleinen Gesten“, sagt der Wahlkölner. Am Ende gibt es sogar eine kleine Liebesszene zwischen dem jungen Paar, für Elspe eher neu. Aber eine gute Sache, findet der Schauspieler.
Faszination ist immernoch da
Hat er seine Einstellung zur Bühne, zu Karl May und Winnetou geändert? „Überhaupt nicht“, schüttelt Kolb den Kopf. Die Arbeit mache großen Spaß und „trotz aller Blicke hinter die Kulissen ist auch die Faszination noch da!“ Zumal er Jean-Marc Birkholz – wie viele andere – für „den Winnetou“ schlechthin hält. Würde er noch einmal in Elspe spielen? „Wenn es passt, immer“, sagt er. Aber er muss auch an andere Projekte denken. Nach einem freien Montag geht es zum Beispiel gleich am 9. September zurück ans Hagener Stadttheater, wo Kolb schon seit einigen Jahren fest engagiert ist. Und wie sieht es mit dem Apollo-Theater aus? „Das wäre eine schöne Sache, dort einmal als Siegener aufzutreten“, überlegt Sebastian Kolb. Anfangs war er „sehr kritisch“. Inzwischen freue er sich „sehr über den Erfolg, „ich bin auch sehr oft in den Vorstellungen.“