Siegen. .

Drei Tankstellen sind zwischen November und Januar überfallen worden in Siegen und Buschhütten. Die Täter trugen dabei einen Regenschirm, damit sie auf den Überwachungsvideos nicht erkannt werden. Die Männer erbeuteten 3800 Euro. Zwei Siegener ,19 und 20 Jahre alt, stehen seit Donnerstag vor dem Landgericht Siegen. Beide sind geständig.

In der Verhandlung unter Vorsitz von Wolfgang Münker äußern sich beide Angeklagte ausführlich. Die Männer kennen sich schon seit fast zehn Jahren, bezeichnen sich sogar als „beste Freunde“. Vor Gericht hat diese Zuneigung jedoch ihre Grenzen, die Freunde beschuldigen sich gegenseitig.

Der 20-jährige Aytekin K. erklärt, in drei Fällen mit einer nicht geladenen Schreckschusswaffe in die Tankstelle gegangen zu sein und Geld gefordert zu haben. Sein Freund Jakup Ö. habe Schmiere gestanden. Beim letzten Überfall im Januar sei es umgekehrt gewesen. Ö. bestreitet jedoch vehement, an diesem 18. Januar der Mann mit der Waffe gewesen zu sein. Jakup Ö. hatte seinen Freund von Anfang bei der Polizei als treibende Kraft der Überfälle dargestellt. Er selbst habe nur einen kleinen Teil der Beute bekommen und zuweilen Angst vor K. gehabt.

Der sei „ein Schlägertyp“. Eigentlich habe er „nie mitmachen wollen“. Aytekin K. sagte, die Beute von 3800 Euro sei zur Hälfte geteilt worden und dann von beiden verspielt worden.

Handys abgehört

Die letzte Tat schiebt K. komplett auf das Ansinnen von Jakup Ö., der habe seiner Freundin unbedingt eine Uhr zum Geburtstag schenken wollen. Deshalb sei für ihn klar gewesen, dass Ö. diesmal selbst in den Kassenraum musste.

Nach dem dritten Überfall ging die Polizei von einer Serie aus. Die Beamten überprüften die Handys, die im jeweiligen Umfeld der Tankstellen zur Tatzeit eingesetzt worden waren. So kamen sie dem Duo auf die Schliche. Aytekin K.s Nummer war der Polizei bereits bekannt, die Täterbeschreibung passte auch. Auch auf Ö. kam die Polizei schnell. Beide hatten schon einmal gemeinsam vor Gericht gestanden, Ö. sagte sogar bei einem Tankstellenüberfall als Zeuge aus.

Bei einer Vernehmung im März bricht der 19-Jährige zusammen, räumt gleich noch einen weiteren versuchten Raub in der Fludersbach ein und führt die Beamten in einen Wald, wo sie die Ausrüstung für den ersten Überfall vergraben hatten.

Darunter auch eine zweite Schreckschusswaffe. Die erste findet die Polizei in K.s Wohnung, zudem noch ein Schlagstock, ein defekter Elektroschocker und ein Schlagring, für dessen Besitz der junge Siegener keine Erlaubnis hat.

Kleinlauter K.

Aytekin K. sitzt aufgrund seines aktiven Teils bei den Überfällen und anfänglich mangelnder Aussagebereitschaft in Untersuchungshaft. Genau dort habe er nicht hingewollt, erklärte Ö., warum er so intensiv mit der Polizei kooperiert habe.

Mit leiser Stimme erklärt K. schließlich, dass ihm damals nicht bewusst gewesen sei, dass er den Tankstellen-Angestellten Angst gemacht und „möglicherweise deren ganzes weiteres Leben versaut“ habe. Kaum zu glauben: Im Saal sitzt seine Schwester, die ebenfalls zeitweise in einer Siegerländer Tankstelle hinter der Theke stand.