Siegen. . Die Urlaubssaison, das kennt man schon aus politischen Kreisen, macht auch vor dem Idealismus nicht halt. So fand sich kürzlich auch nur eine kleine Gruppe von kaum mehr als 15 Personen am Kölner Tor in Siegen zum „Pflege am Boden“-Flashmob ein.
Die Versammlung von Pflegebediensteten, die außer in Siegen auch in vielen anderen deutschen Städten regelmäßig stattfindet, soll auf eklatante Missstände im Gesundheitswesen aufmerksam machen.
So sei nach wie vor zu wenig Geld da, um weitere Pflegekräfte einzustellen, und es bleibe immer weniger Zeit für die Patienten, erklärte die Organisatorin der Siegener Veranstaltung, Sabine Reuter. Geändert habe sich bislang jedoch wenig: „Außer Lippenbekenntnissen haben wir noch kaum Reaktionen aus der Politik bekommen.“ Es werde sogar immer schlimmer, sagt sie: „Personal wird abgebaut und Krankheitsfälle können nicht mehr kompensiert werden“, so Reuter, die selbst als Krankenschwester arbeitet. Das nach wie vor geringe Interesse der Bevölkerung könne sie nicht nachvollziehen, denn am Ende seien die Patienten die Leidtragenden der aktuellen Situation: „Für viele ist das einfach noch zu weit weg. Sie sehen noch nicht, dass sie später selbst mal im Krankenbett liegen könnten. Die Patienten beschweren sich dann natürlich zuerst bei uns. Aber wir müssen den Druck nach oben an die Geschäftsleitung weitergeben.“
Ein Mangel an Nachwuchs bestehe momentan noch nicht, meinte Reuter, jedoch könne es bald dazu kommen: „Es sind genug Ausbildungsplätze da, aber die frisch examinierten Pflegekräfte werden kaum übernommen.“ In Zukunft könne sich auch dort der Trend verstärken, dass qualifizierte junge Leute den Weg ins Ausland nehmen . „Manchmal kommt man zur Arbeit und steht als examinierte Kraft allein mit zehn frisch operierten Patienten da“, beschrieb sie die Situation an ihrem Arbeitsplatz. Über ihren Arbeitgeber dürfe sie nicht sprechen, doch die Probleme seien bundesweit verbreitet.
Zögerliche Unterschriftenaktion
Die wenigen, die an diesem Tag gekommen waren, versuchten trotz allem, ein wenig Aufmerksamkeit zu gewinnen. Getreu dem Motto legten sich die Teilnehmer minutenlang auf den Boden und zogen so die Blicke zahlreicher Passanten auf sich. Die Unterschriftenaktion wurde zwar nur zögerlich angenommen, doch dürften sich die Beteiligten über jede Stimme aus der Bevölkerung gefreut haben. Sabine Reuter gab sich trotzdem kämpferisch: „Wir demonstrieren weiter, bis wir etwas erreichen. Das ziehen wir durch.“