Eichen. . Zwölf Jahre lang war ihr Leben bestimmt von Meetings, Telefonkonferenzen und Dienstreisen. Zur Erholung zog es die Touristikmanagerin Katharina Afflerbach aber schon seit Jahren in die Alpen. Jetzt hat sie sich selbst auf das harte Leben der Bergbauern eingelassen.

Katharina Afflerbach hilft seit Juni der Familie Aeby auf der Alp Salzmatt, einer Bergweide im Kanton Fribourg.

Bis September wird der Saisoneinsatz der 36-Jährigen aus Eichen dauern, die 1996 am Kreuztaler Städtischen Gymnasium Abitur machte, anschließend einige Jahre freie Mitarbeiterin dieser Zeitung war, bevor sie nach dem Studium als Marketingleiterin in der Touristikbranche arbeitete. Nach der erkenntnisreichen Zeit auf der Alp plant sie den Schritt in die Selbstständigkeit als Beraterin in Sachen Marketing, Kommunikation, Strategie und Coaching – vielleicht sogar im heimischen Siegerland. Bis dahin aber stehen Katharina Afflerbach noch einige aufregende Wochen bevor, in denen sie das Alltagsleben der Bergbauern aus deren Sicht kennenlernt und nicht als Touristin, die schon viele Male in den Schweizer Bergen unterwegs gewesen ist.

„Eine ganz neue Welt der harten Arbeit, des Reduzierten, des Konzentrierten“ hat sich Katharina Afflerbach eröffnet. Nicht zum ersten Mal: Schon 2013 schnupperte sie auf einem Bergbauernhof in Südtirol in die Landwirtschaft hinein. Auf der Alp Salzmatt hat sie es vergleichsweise komfortabel angetroffen, beschreibt sie das Leben in 1640 Metern Höhe: „Wir haben Strom und eine Teerstraße.“ Sie genieße „den einen oder anderen Luxus“ wie frisches Brot, warmes Duschwasser und – bei gutem Wetter – auch Handy-Empfang.

Neun Kühe, 20 Ziegen, fünf Rinder und fünf Kälber

In dritter Generation betreibt die fünfköpfige Familie Aeby die Alp: mit neun Kühen, 20 Ziegen, fünf Rindern und fünf Kälbern. Zu den eigenen Tieren kommen zwischen Frühjahr und Herbst 117 Rinder anderer Bauern hinzu. Das ist nicht überall so: Auf vielen Alpen, wie die Berghöfe heißen, werden nur fremde Tiere im Sommer beweidet oder gehütet und – im Gegensatz zu Katharina Afflerbachs Gastfamilie – kein Käse gemacht: „Bei uns erlebe ich wirklich alles, und das ist eine großartige Erfahrung“, berichtet die Eichenerin.

Die frische Kuhmilch wird von einer nur wenige hundert Höhenmeter entfernten Alpkäserei zu Mutschlis und Vacherin verarbeitet. Aus der Ziegenmilch macht die Familie selbst Ziegenkäse. Katharina Afflerbachs Aufgaben sind Melken und Waschen des Melkgeschirrs und der Milchkannen, Ausmisten, Ferkel und Kälber füttern, Brennholz machen und die Weiden kontrollieren. Sind die Zäune noch ganz, die Brunnen gefüllt, alle Rinder da, gibt es noch genug zu fressen, oder müssen die Rinder auf eine neue Weide geführt werden?

Schmerzhafte Eingewöhnungszeit 

Zudem hilft die Ex-Managerin in der auf dem Hof betriebenen Buvette aus, wo Wanderer und Radler bewirtet werden. Aber am liebsten ist sie den ganzen Tag draußen vor einer grandiosen Alpenkulisse mit den Tieren, wo sie intensiv körperlich beansprucht wird. Dabei war die Eingewöhnungszeit durchaus schmerzhaft. Am meisten spürte sie es in den Beinen, da das ständige Auf und Ab im steilen Gelände sich abends bemerkbar machte. Doch inzwischen ist die Anfangszeit konditionell überwunden: „Ich bin fasziniert, wie schnell der Körper sich verändert.“ Und vom Mähen, Sägen, Misten und Melken seien die Arme deutlich kräftiger geworden.

Die richtige Entscheidung

Auch die Freizeitangebote rund um die Alp Salzmatt seien überaus attraktiv, wie auch die Salzmatt ein beliebtes Ziel von Wanderern ist, die in eineinhalb Stunden vom nahe gelegenen Schwarzsee dorthin gelangen. Schwarzsee ist ein Erholungsgebiet im Naturpark Gantrisch mit vielen Freizeitmöglichkeiten, die die Eichenerin gerne nutzt. Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war, sich die viermonatige aktive Auszeit zu nehmen, hat Katharina Afflerbach nicht: „Ich habe mich richtig entschieden und bin für all die Erfahrungen und Erlebnisse dankbar.“