Siegen. . Rund 350 weitere Wohnplätze sucht das Siegener Studentenwerk für die Studierenden. Einen wichtigen Baustein könnte ein neues Wohnheim in der Koblenzer Straße bieten. Ob das Gelände aber genutzt werden kann, ist wegen der unterschiedlichen involvierten Interessen alles andere als gesichert.
Das Gelände des ehemaligen Kreishauses in der Koblenzer Straße für ein neues Wohnheim gewinnen – daran arbeitet das Studentenwerk derzeit mit Hochdruck.
Das Projekt habe höchste Priorität, sagte Geschäftsführer Detlef Rujanski bei der Vorstellung des Jahresberichts 2013. Am Zug sei derzeit aber die Bezirksregierung in Arnsberg. Sie müsse darüber entscheiden, ob das „Schimmelhochhaus“ wie vom Studentenwerk beantragt, abgerissen wird. „Das ist eine Güterabwägung“, so Rujanski. Die Denkmalbehörde des LWL hatte die Frage aufgeworfen, ob das Gebäude nicht schützenswert sei. Würde Arnsberg dem zustimmen, müsste sich das Studentenwerk nach einer anderen Immobilie umsehen – die Sanierung „wäre für uns nicht wirtschaftlich“.
Angespannte Wohnsituation
Angesichts des Zustroms an Studierenden ist die Wohnlage angespannt. 938 Plätze hält das Studentenwerk derzeit vor. Mindestens weitere 350 benötige das Studentenwerk „dringend“. Da sei das Gelände in der Koblenzer Straße „ein wichtiger Baustein, auf den wir uns momentan mit aller Macht konzentrieren.“ 150 neue Wohnheimplätze könnten entstehen. „Kostengünstig und campusnah“, sollen die sein. Eckpunkte, die das Gelände in der Koblenzer Straße perfekt erfüllt. Keine Nachbarn, die sich beschweren könnten, dazu die Nähe zum künftigen Campus Altstadt und zum Zentrum: „Die Lage des Grundstücks ist optimal“, findet Rujanski.
„Wir brauchen nicht nur Klasse, wir brauchen auch Masse“, fasst er zusammen. Im Landesvergleich stehe Siegen schlecht da: „Die Wohnheimquote liegt weit hinter dem Durchschnitt in NRW.“ Siegen stellt nur für fünf Prozent seiner Studierenden einen Wohnheimplatz bereit. „In anderen Hochschulstädten gibt es Alternativangebote“ – etwa Jugendherbergen, in denen die Studierenden vorübergehend unterkommen. „Das haben wir alles nicht.“
Scheitern wäre fatal
Deshalb sind die Studierenden auf den privaten Immobilienmarkt angewiesen. Um den besser auszuleuchten, soll im August ein neues Wohnraumportal an den Start gehen. Privatleute könnten dann zu vermietende Zimmer einstellen und diese leichter an Neuankömmlinge vermitteln.
Interessen prallen aufeinander
Die Gemengelage unterschiedlichster Interessen birgt indes Frustrationspotenzial. Insbesondere von der Stadt fühlt sich das Studentenwerk in der Hängepartie um das ehemalige Kreishaus allein gelassen. „Wenn dieses Projekt scheitert, können wir die Schilder ,Universitätsstadt’ abhängen. Das wäre unwürdig“, mahnt Julian Hopmann, studentischer Verwaltungsratsvorsitzender.
Seine Forderungen kann das Studentenwerk selbstbewusst vortragen: Die Projekte, die es allein anpackte, schloss es auch erfolgreich ab. Beispielsweise erwarb das Studentenwerk im Hubertusweg und der Andreas-Schlüter-Straße zwei Immobilien aus Eigenmitteln. Letztere wird gerade energetisch saniert und mit einer Photovoltaik-Anlage versehen.
Probleme seien indes immer dann entstanden, wenn weitere Akteure ins Spiel kamen, sagen die Verantwortlichen: beispielsweise bei den gescheiterten Wohnheimprojekten in der Oberstadt und im Parkhotel – oder jetzt in der Koblenzer Straße.