Siegen-Achenbach.. Tatort Terrasse: In Siegen-Achenbach verschwinden seit drei Wochen über Nacht einzelne Schuhe. Irgendwann tauchen die Treter wieder auf. Wild verstreut im Wald In der Engsbach. Der Täter – vermutlich mit vier Beinen – schleppt die Beute, darunter auch schwere Arbeitsschuhe, mehr als 600 Meter weit. Seine Motivation? Unbekannt. Wir haben dennoch ermittelt.

Mysteriöse Dinge tragen sich in Achenbach zu. Oder eher davon. Seit drei Wochen verschwinden im Ort einzelne Schuhe – Schlappen, Turnschuhe, Arbeitsschuhe, Flipflops, Kindersandalen, Gartenclogs. Alles, worin normalerweise ein Fuß steckt, kriegt über Nacht Beine. Und wenige Tage später tauchen die Einzelstücke wieder auf. Wild verstreut im Wald In der Engsbach. Die Nachbarn sammeln die Treter und reihen sie unten an der Straße auf. Zur Selbstabholung.

Welcher Dieb ist hier am Werk?

Spurensuche am Tatort Terrasse. Familie Alfes wohnt unten im Ort im Hubacherweg. „Nach dem Rasenmähen habe ich meine versauten Schuhe draußen stehen lassen. Ein paar Nächte später war einer fort“, sagt Gerhard Alfes. Der linke Nike-Treter blieb allein und nun auch irgendwie nutzlos zurück. Beim Fußballgucken erzählte Alfes seiner Angestellten die Geschichte vom verschwundenen Schuh und wenige Tage später ruft sie aufgeregt an: „Du Gerd, ich habe deinen Schuh gefunden!“ Mit sechs weiteren Einzelstücken stand der rote Turnschuh an eben jener Ecke In der Engsbach. Mehr als 600 Meter Luftlinie vom Tatort entfernt. Der Dieb hatte also ordentlich zu schleppen. Alfes trägt Größe 44.

Vermisst wird seit Tagen ein Leder-Flipflop

Spurensuche In der Engsbach. Gepflegte Gärten, prächtige Geranien. Schuhe stellt hier schon lang keiner mehr raus. Haus Nr. 60. Hier wohnt Familie Schmidt. Vermisst wird seit einigen Tagen ein Leder-Flipflop. „Der gehört meinem Mann“, erklärt Ulrike Schmidt. „Fragen Sie mal bei Frau Giesler nach. Die kann Ihnen sicher noch mehr über die Schuhe erzählen“, rufen ihre Schwiegereltern vom Balkon. Von hier oben ist die Schuhbörse an der Straße gut zu beobachten. Es hat sich schon herumgesprochen. Es kommen immer mal wieder Leute vorbei.

Gerhard Alfes hat seine Nike-Schuhe wieder zurück. Über Nacht war ein Exemplar plötzlich verschwunden.
Gerhard Alfes hat seine Nike-Schuhe wieder zurück. Über Nacht war ein Exemplar plötzlich verschwunden. © WP | WP

Karin Giesler wohnt im Haus hinten links. Direkt am Wald. Vor der Tür steht ein Spielzeug-Polizeihubschrauber. Unterstützung bei den Ermittlungen. Sehr gut. „Es fing mit einem fehlenden Arbeitshandschuh aus Leder an, den mein Mann plötzlich im Wald hinterm Haus fand“, erzählt sie. „Und dann entdeckte er auch einzelne Schuhe. Acht bestimmt.“ Sie trug die Treter dann unten an die Straße, so sind sie für alle gut zu erkennen. „Da sind ja auch richtig gute Schuhe dabei.“ Auch an einen Aushang im Edeka hat Karin Giesler schon gedacht.

Hund als Täter klingt unlogisch

Kinder? „Das glaube ich nicht. Über so einen langen Zeitraum, da vergeht Kindern doch der Spaß“, sagt Jutta Alfes. Klingt logisch. Was ist mit einem Hund? Gerhard Alfes: „Dann wären die Schuhe doch angeknabbert, die sind aber alle noch ganz. Und ein Hund, der jede Nacht quer durch Achenbach läuft? Ne.“ Ja, auch logisch.

Füchse mit Sammeltick oder dreister Marder in Verdacht

Was ist mit Waschbären? Sie sind doch quasi ein Garant für tierisches Chaos und dann diese Panzerknackermaske – sehr verdächtig. „Ist mir nicht bekannt, dass wir hier Waschbären hätten“, sagt der Achenbacher Jäger Christian Baeyens. Aber er bietet an, eine Nachtkamera mit Bewegungssensor aufzuhängen. Gute Idee.

Dachse? „Ausgeschlossen“, sagt Biologie-Professorin Dr. Klaudia Witte. „Dachse meiden menschliche Nähe.“ Von Füchsen mit Sammeltick habe sie allerdings schon gehört. Berühmt wurde 2010 ein Meister Reineke mit Schuhtick im rheinland-pfälzischen Föhren. 200 Schuhe hortete er in seinem Bau. Witte: „Normales tierisches Verhalten ist das nicht. Füchse erlegen ihre Beute und bringen sie dann ihren Jungen.“

Karin Giesler verdächtigt einen Marder. Seit mehr als 30 Jahren wohnt sie in ihrem Haus, aber so ein dreistes Tier wie dieses Exemplar, habe sie noch nie kennengelernt. Ihre Theorie – wer vor die Haustür pieselt, klaut auch Schuhe. Aber kann ein Marder Arbeitsschuhe tragen? „Möglich. Wir wissen ja nicht, wie er das bewerkstelligt. Vielleicht in Etappen“, sagt Witte.

Ermittlungen vorläufig abgeschlossen. Täter weiter unklar. Sollten Sie einen Schuh vermissen, schauen Sie in der Aservatenkammer In der Engsbach vorbei.