Siegen. . Es kann schonmal dauern mit dem Auto in Siegen. Ampelwirrwarr, unübersichtliche Spuren, gefährliche Fußgängerüberwege – Fahrlehrerin Christa Heidersbach zeigt die fiesesten Stellen.
Egal ob Ortsfremde oder Einheimische – an einigen Ecken sind Autofahrer in der Innenstadt besonders gefordert, um garantiert unfallfrei durch den Verkehr zu kommen. Fahrschullehrerin Christa Heidersbach zeigt auf Tour mit dieser Zeitung die fünf kritischsten Stellen.
1. Treffpunkt ist der Parkplatz eines Discounters. Fahrschülerin Lidia Krismann startet den Motor und biegt vom Parkplatz nach rechts auf die Juliusstraße ab. „Pass auf, du musst hier ganz weit rechts bleiben“, mahnt Christa Heidersbach. „Die Straße ist viel zu eng, gerade wenn dir einer entgegenkommt.“ Aber nicht nur die Juliusstraße ist kritisch. Die gesamte folgende Kreuzung ist nach Meinung der Fachfrau äußerst unübersichtlich. „Wenn ich von der Julius-straße geradeaus auf die L 562 fahren möchte, sehen nur Ortskundige auf Anhieb, dass man versetzt geradeaus fahren muss. Sonst gerät man in den Gegenverkehr.“ Zudem moniert sie, dass auf der gesamten Kreuzung keine deutlichen Markierungen für Fußgänger zu sehen sind. „Jeder Rechtsabbieger muss hier auf Fußgänger achten. Leider ist das durch die Markierungen nicht gekennzeichnet.“ Generell seien mangelnde Markierungen ein Problem.
2. Kurze Zeit später soll die Fahrerin von der Spandauer Straße in die Oranienstraße abbiegen. Während sich Lidia Krismann auf die Schrittgeschwindigkeit konzentriert, bemerkt Christa Heidersbach die Wildparker: „Nur weil das hier verkehrsberuhigt ist, darf man nicht parken, wo man will.“ Im Schritttempo am Ende der Straße angekommen wartet schon der nächste kritische Punkt. Hier ist nur Rechtsabbiegen erlaubt. Allerdings muss Lidia Krismann dabei drei Spuren gleichzeitig überqueren: den Bürgersteig, die Busspur und die Rechtsabbiegerspur. „Dabei brauchst du vor allem Geduld und einen guten Überblick“, rät Heidersbach ihrer Schülerin. Kritisch sei es vor allem dann, wenn jemand losfährt und plötzlich doch abrupt stoppt.
3. Nach einer kurzen Landstraßenfahrt kommt Lidia erneut mitten ins Verkehrsgetümmel – auf die Koblenzer Straße Richtung Eiserfeld. „Wenn ich nichts sage, musst du geradeaus weiter fahren“, sagt ihre Lehrerin. Die Verunsicherung der Fahrerin ist aber zu spüren. An der Kreuzung Leimbachstraße kann sie auf zwei Spuren geradeaus fahren. Allerdings haben die beiden Spuren nicht dieselbe Ampel. Die linke Ampel leitet den Verkehr auch nach links. „Hier fahren viele einfach über rot, weil sie den Ampel-Unterschied nicht bemerken. Oder sie scheren von der linken auf die rechte Spur aus, um schneller über die Kreuzung zu huschen“, sagt die 56-Jährige, „das ist einfach unheimlich gefährlich.“
4. Christa Heidersbach weist zudem auf die unübersichtliche Lage an der Auffahrt von der Berliner Straße zur HTS hin. „Hier ist die Beschilderung unheimlich irreführend“, sagt sie. Die rechte Spur führt in das Parkhaus der City Galerie. Das wird aber vor allem von ortsfremden Autofahrern oft zu spät bemerkt, einige scheren plötzlich auf die linke Spur aus. „Hier kommt es schnell zum Unfall“, sagt Heidersbach.
5. Am Ende ihrer Fahrstunde soll Lidia Krismann die Hermann-Klaas-Straße hinauffahren. „Das ist meine absolute Hass-Stelle“, sagt sie. Die Straße hat eine starke Steigung, sodass erst am obersten Punkt der Gegenverkehr sichtbar ist. Es gilt die abknickende Vorfahrt, Krismann befindet sich auf der Vorfahrtsstraße, möchte aber nach links abbiegen. „Ich glaube, das ist die gefährlichste Stelle Siegens“, sagt Heidersbach – und prompt rast links ein schwarzer BMW an dem Fahrschulwagen vorbei in Richtung Eiserfeld. Eine Vollbremsung verhindert Schlimmeres. „Ich hätte nicht übel Lust, ihn anzuzeigen“, sagt die Fahrlehrerin sauer. Lidia Krismann ist der Schock deutlich anzusehen. „Ich traue mich gar nicht mehr loszufahren“, sagt sie. Das Problem an der Stelle ist, dass viele, schon bevor sie den Gegenverkehr checken, über den Berg links abbiegen. Nicht selten kommt es da zu Kollisionen. Der BMW hingegen war ein klassisches Beispiel für die Begegnung mit Fahrschulautos, sagt Lidia: „Die lesen nur das Wort Fahrschule und versuchen schnellstmöglich daran vorbeizukommen.“