Siegen. . Der Staatsschutz Hagen beobachtet im Großraum Siegen eine radikal islamistische Gruppe. Eines der Mitglieder ist vor einigen Monaten von Hilchenbach nach Syrien ausgereist, um im Bürgerkrieg zu kämpfen. Von der Gruppierung im Siegerland gehe akut keine Anschlagsgefahr in Deutschland aus.

Im Internet kursiert ein Video, in dem der Deutsch-Tunesier (24) in Syrien mit einem Sturmgewehr vor der Brust auf einer Straße steht und Glaubensbrüder zum Kampf aufruft. Hinter ihm patrouillieren bewaffnete Männer. Links von dem Siegerländer Dschihadisten steht ein großes Gebäude, das von einer massiven Mauer geschützt wird. Arabische Schriftzeichen sind darauf zu erkennen. Vor dem Eingangsportal sitzt ein vermummter und bewaffneter Mann auf einem weißen Plastikstuhl. Über seinem Kopf weht eine schwarz-weiße Fahne mit Schriftzug und Symbolen: die Flagge der dschihadistisch-salafistische Organisation „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (Isis). Die Isis gilt als die radikalste und rücksichtsloseste Organisation im syrischen Bürgerkrieg.

In Syrien hatte sich der 24-Jährige Siegerländer sich zunächst der Organisation Dschabhat al-Nusra angeschlossen. Sie gehört zur Terrororganisation Al-Qaida. Jetzt kämpft er nach eigenen Angaben an der Seite der Isis.

„Wir sind durch einen Hinweis aus der Bevölkerung auf das Video aufmerksam geworden“, sagt Mathias Stascheit, Leiter der Staatsschutzes. Bei den Ermittlungen stieß die Behörde auch auf die radikale Zelle im Siegerland. Um eine Ausreise zu verhindern wurden den Mitgliedern ihre Pässe abgenommen.

„Bei der Gruppe handelt es sich um junge Männer, die bereits länger in Deutschland leben“, so Stascheit. Darunter seien auch Konvertiten. Nach Angaben des Staatsschutzes besteht Islamistengruppe aus weniger als zehn Personen.

Ermittlungen gegen die Sauerland-Gruppe

Die Gruppe stehe unter Beobachtung des Staatsschutzes. Von ihr gehe keine unmittelbare Gefahr in Deutschland aus. „Es besteht kein Grund zur Sorge. Wenn wir Hinweise auf Anschlagspläne hätten, würden wir tätig werden.“ Die Vergangenheit habe gezeigt, dass die Gefahrenabwehr in Deutschland sehr gut funktioniere.

Als Beispiel nannte Stascheit die Ermittlungen gegen die Sauerland-Gruppe. Mitglieder der Terrorgruppe waren am 4. September 2007 in einem Ferienhaus in Oberschledorn verhaftet worden. Sie hatten einen Sprengstoffanschlag geplant. Die Ermittler hatten die Gruppe monatelang im Visier. Fässer mit Wasserstoffperoxid, das in Verbindung mit Mehl zu Sprengstoff werden sollte, hatten sie ausgetauscht.

Die vier Männer sind mittlerweile zu Haftstrafen zwischen fünf und zwölf Jahren verurteilt worden. Innerhalb der Gruppe im Siegerland sei es darüber hinaus „theologisch höchst umstritten“, ob es Sinnhaft sei, Gewalt in westlich-freiheitlich orientierten Staaten auszuüben, so Stascheit weiter. Vielmehr wird, wie auch in der Videobotschaft des 24-Jährigen, der bewaffnete Kampf in islamischen Ländern propagiert.

Polizei arbeitet gegen Islamisten mit Moscheen zusammen

Wie sich die Männer um den nach Syrien ausgereisten 24-Jährigen Hilchenbacher radikalisierte, ist unklar. „Es handelt sich dabei um einen Freundeskreis, der sich gemeinsam radikalisierte“, so Stascheit. Im Siegerland gebe es keine Hinweise auf radikale Prediger in Moscheen. „Im Gegenteil. Diese Leute fliegen aus den Moscheen raus“, so Stascheit. Mit den Moscheevereinen arbeiteten die Ermittler der Polizei vielmehr zusammen. „Man kann es sich vielmehr so vorstellen, dass die Gruppe sich eigene Gebetsräume schafft und in einem Wohnzimmer Gebetsteppiche und Matratzen auslegt.“