Siegen. . Die Sichtung eines mutmaßlichen Wolfes hat im Westerwald Diskussionen ausgelöst. Eine Autofahrerin hatte jüngst bei der Fahrt durch ein Waldstück ein Tier gesichtet und fotografiert. Die Polizei verbreitete, es handle sich um einen Wolf. Ein Wolfs-Experte glaubt das anhand der Fotos jedoch nicht.
Hund oder Wolf? Diese Frage hat am Freitag die Experten und das Volk bei Facebook beschäftigt. Auslöser dafür waren Fotos, die Yvonne Hermann (34) aus Wissen am Donnerstagabend auf der Kreisstraße K 9 zwischen Mudenbach und Borod im Westerwald gemacht hatte.
Auf den Bildern ist die helle Silhouette eines wolfsähnlichen Tieres zu sehen, stark angeblitzt. Auf dem zweiten Bild ist das Tier in Begleitung eines dunklen Vierbeiners mit Schlappohren. Die Polizei in Wissen verschickte die Fotos mit Betreff „Wolf gesichtet“. Sie berufen sich auf das Urteil der Gesellschaft für Haustierforschung aus Wolfswinkel. Nach deren Angaben handele es sich bei dem hellen Tier um einen männlichen europäischen Grauwolf“, so die Polizei. Thomas Pusch, Sprecher des NABU-Landesfachausschusses Wolf in NRW, und Markus Bathen, quasi der NABU-Wolfsexperte, tendieren eher zu Hund.
Zu gut genährt für einen Wolf
Das Stück zwischen Mudenbach und Borod führt mehrere Kilometer durch den Wald. „Ich sagte noch zu meiner Freundin auf dem Beifahrersitz, hier links sind immer die Rehe“, erzählt Yvonne Hermann. Und tatsächlich, ein Rudel stand dicht zusammen am Straßenrand. Plötzlich sahen die Frauen ein Tier in der Böschung, das schließlich im Scheinwerferlicht über die Straße trottete. „Ich habe dann sofort Fotos gemacht“, sagt Yvonne Hermann. „Vom Gang und Fell her war für mich klar: Das ist ein Wolf.“ Die Bilder schickte sie später gleich an die Polizei in Wissen.
Luftlinie liegt das nur 30 Kilometer von der NRW-Landesgrenze entfernt. Nach dem Wolf, der in Höxter lebte, wäre das der Wolf, der der Landesgrenze wieder am nächsten gekommen wäre. „70 Kilometer laufen Wölfe locker am Tag, gerade wenn sie dabei sind, ein neues Revier zu finden“, erklärt Pusch.
Kontakt zum Luchs- und Wolfsberater
Stefan Tietjen ist Luchs- und Wolfsberater für das Siegerland. Wer Luchs oder Wolf sichtet, sollte ihn rufen: 0175/6832767.
Die Berater gibt es seit 2005. Im Siegerland ist Tietjen seither 16 Mal ausgerückt.
Seit 2006 wurde ein Luchs im Stadtgebiet Laasphe nachgewiesen. Wölfe noch keine.
Bei den Fotos sind sich die Experten vom Nabu allerdings sehr sicher, dass es sich hierbei um Hunde handelt. Das schwarze Tier sei zu gut genährt, und auch Fellstruktur und Ohren hätten nichts vom Wolf. „Wir tippen auf Labrador“, so Pusch.
Bei dem hellen Tier sei eine Auskunft schwieriger, da das Foto mit Blitz fotografiert wurde und so viele Merkmale nicht zu erkennen seien. Die Sattelzeichnung auf dem Rücken sprächen für Wolf, die Größe in Relation zu den Leitpfosten und die Gesellschaft eines Hundes eher für einen Hund. Unmöglich sei eine Wolf-Hund-Freundschaft allerdings nicht: „In der Natur ist nichts unmöglich“, sagt Pusch. Ein Hybrid würde zum Wolf zählen, jedoch eventuell die Scheu vor den Menschen verlieren.
Die Tiere indes wurden schon früher am Donnerstagnachmittag in Ingelbach gesichtet. Eine Leserin der Rhein-Zeitung postete ein Foto bei Facebook. Auch sie war von einem Huskey und Labrador-Mix ausgegangen.