Siegen. . Es ist vollbracht: Der Kooperationsvertrag zwischen der Univeristät Siegen und dem Berufskolleg Technik des Kreises Siegen Wittgenstein ist perfekt. Zukünftig soll ein technisches Studium auf den Unterricht aufbauen, um den Schülern den Übergang zu Uni zu vereinfachen.

„Das Modell ist zukunftsweisend für junge Menschen, denen der Einstieg ins wahre Leben bevorsteht“, sagte Universitätskanzler Ulf Richter. Mit dem „Modell“ ist die Kooperationsvereinbarung zwischen der Universität Siegen und dem Berufskolleg Technik des Kreises Siegen-Wittgensteins gemeint. Am Donnerstag unterschrieben er und Berufskollegleiter Manfred Kämpfer den Vertrag im Beisein von Landrat Paul Breuer, Prof. Dr. Ulrich Pietsch (Dekan der Naturwissenschaftlichen-Technischen Fakultät) und Prof. Dr. Ralph Dreher (Professor für Didaktik der Technik an Berufskollegs).

Techniklehrer gesucht

Im Wesentlichen soll die Kooperation eins bewirken: den jungen Schulabgängern die Angst vor der Universität nehmen. Zudem soll die Bindung zwischen Schülern Uni und Stadt enger werden. Ulrich Pietsch sagte ganz konkret: „Wir wollen uns ganz eng mit dem Berufskolleg vernetzen.“ Schulleiter Manfred Kämpfer verfolgt dabei noch ein zusätzliches Ziel: „Wir erhoffen uns, dass die Schüler nach der Uni zu uns als Lehrer zurückkehren.“

Ohnehin herrscht schon ein schwindendes Interesse an den so genannten MINT-Fächern (MINT für Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Technik). Da aber durch den Fachkräftemangel beispielsweise Ingenieure auf dem Arbeitsmarkt dringend gesucht werden und Unternehmen mit hohen Einstiegsgehältern locken, entscheiden sich immer weniger Berufsstarter für den pädagogischen Zweig.

Ralph Dreher ist seit gut einem Jahr an der Universität Siegen tätig und lehrt die „Didaktik der Technik an Berufskollegs“. Durch den Kooperationsvertrag ist es für ihn eine besondere Herausforderung, die angehenden Studenten für den Lehrerberuf zu begeistern. Dreher: „Ich will, dass der Lehrberuf zu einer guten Alternative wird.“ Er sieht speziell eine Abhängigkeit von der Industrie als problematisch an: „Wenn die Industrie boomt, sind die Ingenieurgehälter sehr hoch. Wenn es in der Industrie dagegen kriselt, gehen wieder mehr Studenten in den pädagogischen Bereich. Diese Abhängigkeit darf zukünftig nicht mehr sein.“ Das Problem sieht auch Universitäts-Kanzler Ulf Richter: „Lehrer werden sollte nicht der zweitbeste Weg sein. Vor allem sollten wir Lehrer ausbilden, die ihr Fachwissen super rüberbringen können. Das ist zwar ein mühsamer Weg, aber das lohnt sich.“

Praktikumswochen in der Uni

Landrat Paul Breuer sieht vornehmlich den Standort Siegen-Wittgenstein als Chance: „Die Umgebung hier hat einen Industrieschwerpunkt. Deswegen müssen wir die Technik besonders herausheben und auch dafür entsprechend begeistern.“

Der Kooperationsvertrag sieht unter anderem vor, dass die Schüler des Berufskollegs Praktikumswochen in den Fächern Bauwesen, Maschinenbau und Elektrotechnik in den Uniräumen absolvieren. Zudem dürfen sie Vorlesungseinheiten in der Uni besuchen. Auch den Unterricht passen die Lehrer bald so an, dass der entsprechende Studiengang direkt an den Unterricht anschließt.