Siegen. . Die Tradition des aufgeschobenen Kaffees stammt aus Neapel. Dort wurde es Anfang des 20. Jahrhunderts Brauch, einen Extra-Kaffee zu zahlen, um diesen dann an einen Unbekannten zu spenden. Derzeit verbreitet sich der Trend des Suspended Coffee in Deutschland – auch in Siegen sind schon sieben Café dabei.

Alexandra Görke, Wilhelm Mareski und Manuela Heidemann sitzen an einem kleinen Tisch im Café Anna am Bahnhof und planen Großes. Die drei möchten Siegen für eine sympathische Idee begeistern: den aufgeschobenen Kaffee. Ein Kaffeegeschenk für Menschen, die nur wenig Geld haben.

Die Idee

Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Der Gast im Café zahlt nicht nur seinen eigenen, sondern noch einen zweiten Kaffee, einen aufgeschobenen. Das Café notiert sich die Spende und schenkt ihn an einen Bedürftigen aus. Unkompliziert, unbürokratisch. „So kann man für kleines Geld etwas Gutes tun“, sagt Alexandra Görke. Möglich sei die Idee natürlich auch mit Brötchen, Suppen oder anderen Kleinigkeiten. „Der Wirt hat Hausrecht. Er entscheidet, wem er den Kaffee ausschenkt“, erklärt Mareski.

Die Geschichte

Manuela Heidemann, Alexandra Görke (Mitte), Wilhelm Mareski klappern derzeit alle Cafés und Bistros in Siegen ab. Sie möchten möglichst viele Läden für die Idee mit dem aufgeschobenen Kaffee (Caffè sospeso) gewinnen.
Manuela Heidemann, Alexandra Görke (Mitte), Wilhelm Mareski klappern derzeit alle Cafés und Bistros in Siegen ab. Sie möchten möglichst viele Läden für die Idee mit dem aufgeschobenen Kaffee (Caffè sospeso) gewinnen. © WP

Bei den Italienern etablierte sich der Caffè sospeso Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals wurde es in Neapel Brauch, einen zweiten Kaffee zu bezahlen, der dann an Arme ausgeschenkt wurde. Von dort verbreitete sich die warme Geschenkidee in der Welt – es gibt ihn als Café pendiente in Spanien, suspended Coffee in den USA oder eben als Aufgeschobenen in Hamburg oder Köln. Und nun auch in Siegen.

Die Initiatoren

Alexandra Görke, Wilhelm Mareski und Manuela Heidemann kennen sich über die Facebook-Seite „Du bist Siegener, wenn...“. Dort postete Mareski rührende Zeilen und fand gleich Leute, die die Idee auch in Siegen anschieben möchten. Derzeit sind sie hauptsächlich damit

Ähnliche Idee – Gutscheine im Café Patchwork

Wem die Idee gefällt, für kleines Geld, Gutes zu tun, der kann im Café Patchwork Gutscheine im Wert von 2,50 Euro kaufen und den Mitarbeitern dort quasi symbolisch überlassen oder direkt einem Bedürftigen schenken.

Die Gäste erhalten dafür fünf Kaffee oder eine warme Mahlzeit. Ins Café Patchwork kommen tagsüber Menschen, die nicht viel Geld haben.

Die Gutscheine gibt es schon eine Weile, derzeit fragt aber kaum noch jemand danach. Das können Sie ändern im Café Patchwork, In der Herrenwiese 5, 0271/4 89 63 55, täglich von 9 bis 16.30 Uhr.

Die Gutscheine können auch per E-Mail (info@gegen-armut-siegen.de) bestellt werden und wir versenden diese dann postalisch. Mehr Info finden Sie hier: www.gegen-armut-siegen.de/das-tun-wir/gutscheine

beschäftigt, Cafés und Bistros abzuklappern, die Idee vorzustellen, Bedenken auszuräumen. „Die Reaktionen sind unterschiedlich“, erzählt Manuela Heidemann. Viele seien neugierig, aber können es sich nicht so recht vorstellen.

Die Wirte

Zugesagt haben schon das Eiscafé Anna Pieroni am Bahnhof, das Café Planlos und das Bistro SBar (beide Kohlbettstraße) sowie das Eiscafé Rosso Arancio in der City Galerie. Hier ist der Betreiber ganz begeistert: „Ich finde das sehr gut.“

UPDATE – drei neue Gaststätten, neue Website 

Neu dazu gekommen sind die Pizzeria Uno in der Fürst-Johann-Moritz-Straße, Café Flocke in der Marburger Straße 45 und Anton & Konsorten am Kölner Tor 10. Weitere Informationen zu diesem Projekt gibt es ab sofort auch unter www.aufgeschobener-kaffee-siegen.de