Siegen. . Der Prozess gegen einen 48-jährigen ehemaligen Beschäftigten der Arbeitsagentur Siegen und mutmaßlichen Exhibitionisten nahm einen neuen Anlauf. Der Mann soll sich in seinem Arge-Büro in Hilchenbach zwei Kundinnen nackt gezeigt haben. Die Frauen wurden jetzt als Zeuginnen vor Gericht gehört.

Irgendwann war es genug. Sie hielt es nicht mehr aus, ging zur Polizei. Nicht nur, dass ihr ein Mitarbeiter der Arge ihre ausweglose Situation mehr als drastisch dargelegt haben soll. Nein, zuvor soll derselbe Mann ihr mehr von sich gezeigt haben, als sie sehen wollte – in seinem Büro im Hilchenbacher Rathaus.

Hose geöffnet und Genital gezeigt?

Der Prozess gegen den 48-Jährigen, der bereits im Oktober vergangenen Jahres begonnen hatte, war vertagt worden und nimmt jetzt einen neuen Anlauf. Laut Anklageschrift soll der Beschuldigte sich vor knapp fünf Jahren – damals als Beschäftigter der Arbeitsagentur – vor einer Arge-Kundin entblößt haben. In seinem Büro, so erläutert Staatsanwalt Markus Rau, soll er seine Hose geöffnet und der Frau seine erigiertes Genital gezeigt haben – inklusive Piercing.

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Ein wenig detaillierter sind die Schilderungen der heute 56-Jährigen, als sie am Dienstag vor dem Landgericht aussagt. Eigentlich sei sie wegen einer ihrer beiden Söhne im Hilchenbacher Büro gewesen. Der junge Mann, dem der Beschuldigte eine Ausbildungsstelle besorgt hatte, bereitete seiner Mutter Kummer. Er schwänzte die Schule, war drauf und dran, so erzählte sie, seinen Arbeitsplatz zu verlieren.

Opfer brach in Tränen aus

„Ich habe geheult“, sagt das mutmaßliche Opfer. Den Kopf auf der Tischplatte, das Gesicht in den Armen vergraben. Als sie wieder aufblickte, soll die Hose des Arge-Mitarbeiters nicht mehr dort gesessen haben, wo sie eigentlich vermutet wird: „Das habe ich nicht erwartet.“ Sie wollte zur Tür, aber der Entblößte war schneller, sagt sie.

Opfer drohte mit Polizei und musste Leistungen zurückzahlen 

Erst als der Reißverschluss wieder oben war, habe sie das Büro verlassen dürfen. Wenige Monate später, musste sie noch mal ins Hilchenbacher Rathaus. Sie droht dem Beschuldigten, zur Polizei zu gehen. Er soll regelrecht ausgerastet sein: „Er war so aggressiv.“ Als sie dann Leistungen des Amts zurückzahlen musste – dahinter vermutet sie den Angeklagten – stellt sie Strafanzeige.

Zwischen Ende 2009 und Februar 2010 soll eine weitere Frau in dem Büro unangenehm überrascht worden sein. Der mutmaßliche Exhibitionist soll sich mit ihr eingeschlossen haben. Und wieder öffnete er laut Anklageschrift seine Hose, und wieder zeigte er der Frau seinen erigierten Penis. Das heute 27 Jahre alte angebliche Opfer sagt ebenfalls am Dienstag aus. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Angeklagter verfolgt Aussagen aus dem Nebenzimmer

Ärzte bescheinigen ihr eine depressive Störung und Angstzustände. Auch der Angeklagte verfolgt ihre Aussage aus dem Nebenzimmer. Die Belastung für die arbeitslose Kinderpflegerin, die auch als Nebenklägerin auftritt, könnte nach Ansicht des Richters zu groß sein, wenn der 48-Jährige im Saal bliebe.