Siegen. . Die Fälle glichen sich. Zweimal ging es im Schöffengericht Siegen um Männer, die ihren jahrelangen Drogenkonsum mit Diebstahlserien finanziert hatten. Beide bekamen am Ende Haftstrafen und den Vermerk, dass ihre Straftaten auf ihre Sucht zurückzuführen seien.
Der erste Angeklagte war 1964 in Siegen geboren und hatte seine erste Strafe relativ spät im Jahr 2000 bekommen. Zuletzt war er im März 2013 nach 16 Monaten Haft entlassen worden – um spätestens im September und Oktober wieder straffällig zu werden. Gleich sechsmal war er in dieser Zeit in ein Siegener Computergeschäft eingebrochen, um Monitore, Notebooks und Mobiltelefone zu stehlen, die er für seinen täglichen Drogenbedarf verkaufte.
Bis zu 100 Euro am Tag für Stoff
Er schlug dafür eine Scheibe ein, verschaffte sich das nächste Mal Eingang durch das notdürftig mit Holzpaletten verbarrikadierte Fenster und machte schließlich mit der neueingesetzten Scheibe wieder kurzen Prozess. Zu diesen Einbrüchen kamen noch der Diebstahl von Lebensmitteln und sieben Pullovern.
Er habe schon einmal eine Therapie begonnen, aber irgendwie habe das nichts genützt. Jedenfalls stimmten alle Anklagen, sagte der Mann. Er habe 50 bis 100 Euro am Tag für Drogen gebraucht, ergänzte der Angeklagte, der seit Oktober in U-Haft sitzt und über keinerlei soziale Kontakte verfügt. Gearbeitet habe er außerhalb der Haft seit 15 Jahren nicht mehr. „Mein Mandant weiß heute, dass eine Therapie doch gut für ihn ist“, versicherte Verteidigerin Petra Heinrich. Am Ende standen zwei Jahre und drei Monate sowie die Möglichkeit, die Behandlung umgehend zu beginnen.
Anschließend ging es um einen 33-Jährigen, der seit Oktober den „ersten Wohnsitz“ in der JVA Attendorn hat und nach eigenen Angaben seit dem 21. Lebensjahr Drogen nimmt. Er konnte auf eine Therapie zurückblicken, in der er sich wohl gefühlt habe. „Dann ist er nach Siegen ausgebüxt und wieder schwach geworden“, fasste Anwalt Björn Lange die Hintergründe der Diebstahlserie zusammen, die seinen Mandanten vor Gericht gebracht hatten.
Mit 17 Jahren schon in Haft
Überwiegend Wodka, Whiskey und Rum hatte er geklaut, um seinen Konsum zu sichern. Einmal stieß er einen Detektiv zu Boden, um entkommen zu können. Er sei „abgerutscht“, sagt der Mann, der schon mit 17 eine dreijährige Jugendstrafe hatte verbüßen müssen, nun aber auf eine weitere Therapie hoffte. Das Gericht unter Vorsitz von Richter Uwe Stark gab ihm die Chance und verhängte zwei Jahre Haft. Durch Anrechnung der U-Haft könne er direkt in die Therapie gehen.