Dahlbruch. .

Das erste Jahr für die Initiative „Weniger Lärm B 508 und B 62“ ist fast vorbei. Ihr selbst gewählter Auftrag: das Werben für die Kreuztaler Südumgehung und, in ihrer Fortsetzung, die Route 57 bis Schameder. Die Ortsumgehungskette wird die Anlieger der Bundesstraßen im Ferndorf- und Siegtal entlasten, so hoffen sie. Mittlerweile wächst die Ungeduld. „Die Gremien haben alles entschieden“, sagt Helmut Six, Sprecher der Initiative, „die Mehrheit der Leute fordert diese Straße.“ Fünf Fragen zum Thema:

1. Wem nützt der Neubau der Ortsumgehungen?

Die Aufzählung, die auf diese Frage folgt, ist lang. Helmut Six nennt zuerst die fast 70-prozentige Verkehrsentlastung für Ferndorf. Und dann die Ortslagen, die den Schleichverkehr aufnehmen, der das Nadelöhr Kreuztal umgeht: Lkw, die über Dreis-Tiefenbach, Kredenbach oder Allenbach ins Ferndorftal fahren. „Es gibt sogar Leute, die fahren über den Altenberg nach Littfeld und weiter nach Olpe oder Welschen Ennest.“ Grund, sagt Vorstandsmitglied Michael Stötzel, „ist jetzt die eigentliche Ortsumgehung von Hilchenbach.“ Olaf Kemper gibt zu, bei der Fahrt über die A 4 erst in Buschhütten abzufahren, um dann über Setzen und Unglinghausen nach Hause zu gelangen. Bis Allenbach, sagt er, „brauche ich nur zehn Minuten mehr.“ Verglichen mit der Fahrt über die Kreuztaler Kreuzung. Wenn da kein Stau wäre.

2. Gibt es keine Alternativen – den Ausbau vorhandener Straßen zum Beispiel?

Nein, sagt Helmut Six. Die Ampeln auf der B 508 müssten weg, die Geschwindigkeitsbeschränkungen auch. Dann würde es aber lauter. Und: „Wie sollen Kinder dann noch die Straße überqueren?“ Verbreitern lässt sich die Straße auch nicht. „Oder“, fragt Michael Stötzel, „wollen wir etwa Häuser abreißen?“

3. Geht es nicht in Wirklichkeit um eine Ersatzlösung für gescheiterte Fernstraßenpläne?

„Das wird weder eine Autobahn noch eine Fernstraße“, sagt Six und zeigt Fotos von der dreispurigen B 54 zur Lipper Höhe — die Blaupause für die Route 57. „Unfair“ argumentierten die Gegner, findet Six. Naturschutzbelange würden berücksichtigt, Lärmschutzanforderungen auch. Den Vorwurf, Lärmbelästigungen bloß anderen aufbürden zu wollen, weist die Initiative zurück. Wenn die Südumgehung offen ist und Verkehr anzieht, wird es in Dahlbruch und Allenbach sogar erst einmal lauter. „Das müssen wir akzeptieren“, sagt Horst Völkel, stellvertretender Sprecher der Initiative. „Aber dann geht es auch weiter“, glaubt Michael Stötzel. Mit der Route 57. Denn die Planung des nächsten Abschnitts über den Höhenrücken bis zur Oberbach sei „weniger problematisch als die Südumgehung“.

4. Wie realistisch ist die Planung eigentlich noch?

Eine Frage an Karl-Hermann Metz, den Planungschef bei Straßen NRW in Dreis-Tiefenbach. Der Planfeststellungsbeschluss könne in diesem Jahr oder Anfang 2015 kommen. Sobald alle Unterlagen komplett sind, ist die Bezirksregierung an der Reihe. „Dann sind wir nicht mehr Herr des Verfahrens.“ Gebaut werden könne dann, wenn die Finanzierung steht — eine politische Entscheidung.

Die Straßenbauverwaltung folgt dem gültigen Fernstraßenbedarfsplan, der die Kreuztaler Südumgehung als vordringlich einstuft. Das wünscht sich die NRW-Landesregierung auch für den Nachfolgeplan, der gerade erarbeitet wird — allerdings nicht ohne die Untersuchung einer Tunnelvariante für Kreuztal. Metz weist darauf hin, dass die im laufenden Verfahren bereits Thema war: „Der Bund hat das kategorisch abgelehnt.“ Die Südumgehung ist mit 32 Millionen Euro kalkuliert, mit Tunnel würde sie 52 Millionen teurer. Der Tunnel müsste offen gebaut werden, mit Eingriffen ins Mattenbachtal, sagt Karl-Hermann Metz. „Es ist nicht erkennbar, welchen ökologischen Vorteil das haben kann.“

5. Und was ist, wenn die Straße nicht kommt?

Dann bleiben weiter Lastzüge unter der Vormwälder Bahnüberführung hängen, dann bleibt die Fahrt in der Kolonne ohne Überholmöglichkeit Geduldsprobe. Es geht um Arbeitsplätze, sagt Helmut Six: „Wir müssen der Jugend eine Perspektive bieten.“ Und darum, Steuerzahler zu halten: „Was es bedeutet, wenn ein Unternehmen weniger Gewinn macht und weniger Gewerbesteuer zahlt, haben wir ja gerade in Hilchenbach gesehen.“