Siegen. . Als Streitgespräch über die Familienpolitik im 21. Jahrhundert wird der Abend im Spandauer Saal der Siegerlandhalle angekündigt. Die Diskussion von Zana Ramadani, 2. Vorsitzende von Femen Deutschland, und Journalistin Birgit Kelle offenbart jedoch viele Gemeinsamkeiten im Frauenbild der beiden CDU-Frauen.

Monika Dörner-Lipinski von der gastgebenden Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der heimischen CDU (OMV) übernimmt die Moderation. Birgit Kelle, freie Journalistin und Autorin, Mutter von vier Kindern und Speerspitze eines „neuen Feminismus“, reist mit ihrem aktuellen Buch von einem CDU-Ortsverband zum nächsten. Sie erzählt von ihrem Leben als Mutter und Hausfrau und dass sie sich „freiwillig für diese Rolle entschieden“ habe – und es leid sei, sich dafür als „Heimchen am Herd“ beschimpfen zu lassen und sich ständig vor radikalen Feministinnen rechtfertigen zu müssen. Das gibt Beifall von der Überzahl der rund 80 Anwesenden, die zur Veranstaltung der OMV gekommen sind.

Gleichberechtigung wichtig

Zana Ramadani aus Wilden, die im vergangenen Jahr als Femen-Aktivistin mit einigen Oben-ohne-Protesten auf sich aufmerksam gemacht hat, entgegnet: „Ich habe Achtung vor allen Frauen, die sich für Kinder entscheiden und diese zu Hause aufziehen.“ Hausfrau sei eine wichtige Aufgabe, müsse aber von der Gesellschaft entsprechend behandelt und abgesichert werden, ist sie sich mit der überraschten Kelle einig.

Beide Frauen wünschen sich letztlich eine bessere finanzielle Ausstattung der Familien. Einzig bei der Definition dieses Begriffes gibt es am Ende eine – allerdings wichtige – Diskrepanz. Ramadani will den Frauen die Wahl lassen, als Hausfrau zu leben oder eine berufliche Karriere zu machen: „Gleichberechtigung ist für mich das Wichtigste!“ Das gilt für sie auch in Sachen Beziehung. Heterosexuelle und homosexuelle Partnerschaften sollen für sie unterschiedslos sein, auch in Bezug auf die Adoption von Kindern.

Was noch deutlich wird an diesem Abend: Birgit Kelle und die hier überwiegend erzkonservative Seite der Union lehnen eine zu frühe Trennung des Kindes von den Eltern ab, möchten lieber Familienleben statt Krippen finanzieren, stehen auch in deutlichem Gegensatz zur Mehrheitsmeinung ihrer Partei. Kelle warnt vor einer Kita-Pflicht, „die in Berlin von der SPD bereits diskutiert wird. „Sie polemisieren nur. Sie wollen die Zeit zurückdrehen“, kritisiert eine Frau aus dem Publikum, die für eine Beratungsstelle arbeitet. „Ich kenne viele Familien, in denen einfach beide arbeiten müssen. Da geht es nicht ohne Betreuungsplätze. Die Mütter haben gar keine Wahl“, kontert Zana Ramadani.

Birgit Kelle spricht Zana Ramadani auch auf Femen an. „Wo liegen denn die politischen Ziele?“, fragt Birgit Kelle. „Wir sind Aktivistinnen, wir müssen keine Manifeste schreiben. Wir wollen auf Missstände aufmerksam machen und Diskussionen anregen“, entgegnet Ramadani.