Siegen. . Polizei und Staatsschutz haben vier dringend Verdächtige für die Schändung des jüdischen Grabfelds auf dem Hermelsbacher Friedhof und des Mahnmals für die jüdischen Opfer des Naziregimes in Bad Berleburg. Die Wohnungen von drei jungen Männern aus Hessen und eines Mannes aus Erndtebrück seien am Freitag durchsucht. Die Beamten wurden fündig.

Polizei und Staatsschutz haben vier dringend Verdächtige für die Schändung des jüdischen Grabfelds auf dem Hermelsbacher Friedhof und des Mahnmals für die jüdischen Opfer des Naziregimes in Bad Berleburg. Die Wohnungen von drei jungen Männern aus Hessen und eines Mannes aus Erndtebrück seien am Freitag durchsucht, das Quartett vernommen worden. „Wir haben auch Dinge gefunden, die wir gesucht haben“, sagte Matthias Stascheit, Leiter des Staatsschutzes beim Polizeipräsidium Hagen, am Dienstag im Pressegespräch im Siegener Kreishaus.

Landrat Paul Breuer, gleichzeitig Leiter der Kreispolizeibehörde, schilderte Details der Taten aus der Nacht zum 9. November. Bisher waren diese offiziell nie kommuniziert worden. In Pressemitteilungen war zunächst lediglich von Schändungen und Schmierereien die Rede gewesen, was den Ermittlern deutliche Kritik etwa vom Arbeitskreis für Toleranz und Zivilcourage Bad Berleburg und dem Bad Laaspher Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit einbrachte (wir berichteten). „Ich stehe zu diesem Vorgehen, und bin überzeugt, dass die Erfolge nicht ohne dieses Vorgehen hätten erzielt werden können“, sagte Breuer. Der Verzicht auf die Details, gerade in Bezug auf den Berleburger Vorfall, hätte das Ziel gehabt, „effektiven Ermittlungen vor öffentlicher Empörung den Vorzug zu geben“.

Geschmacklose Inszenierung

Grund zur Empörung bietet sich reichlich. Laut Breuers Beschreibung hatten die Täter mit einem Fleischerhaken ein Wildschweinfell so auf dem Davidstern an der Spitze der Stele befestigt, dass der Kopf zu Boden zeigte. Fell, Davidstern und Stele waren mit roter Farbe bespritzt. In der Schnauze hielt das tote Schwein eine zerfledderte israelische Flagge.

Auf dem Hermelsbacher Friedhof hingen zwei Transparente mit der Aufschrift „Die ewige Lüge lebt weiter“, eines am Eingang, eines am jüdischen Gräberfeld. Zwei ähnliche Transparente, offenbar mit identischen Schablonen gefertigt, hingen auf hessischem Gebiet an Brücken, die die Autobahn überspannen. Die Ermittler, so Stascheit, erkannten „ein Netzwerk von vier Tatorten, die offensichtlich zusammengehörten“. Öffentlich sei wenig mitgeteilt worden, um den Tätern nicht zu signalisieren, wie hoch ihre Gefährlichkeit eingeschätzt werde und dass „mit Hochdruck“ Ermittlungen liefen.

Vorgehen, Datum – immerhin der 75. Jahrestag der Reichspogromnacht – und Logistik hätten gezeigt: „Das sind keine Trunkenbolde, das sind koordiniert vorgehende Täter. Da war Planung im Spiel“, betont Stascheit. Solche Strukturen müssten zerschlagen werden, bevor sie sich verfestigen und sich Sympathisanten finden.

„Ich habe immer gesagt: Verborgen wird nichts, da es irgendwann zu einer Gerichtsverhandlung kommt“, sagt Landrat Breuer. Spätestens dort würden alle Einzelheiten publik.