Netphen. .

Zur offenen Ganztags- und zur verlässlichen Halbtagsschule gesellt sich in Netphen ein weiteres Angebot: die flexibel für einen bis zu fünf Tage in der Woche buchbare Nachmittagsbetreuung. „So etwas gab es bislang noch nicht“, sagt Schulamtsdirektorin Ingrid Walder — bisher nur punktuell gibt es in anderen Städten des Schulamtsbezirks Ansätze, aus dem Korsett der offenen Ganztagsgrundschule (OGS) auszubrechen.

Möglich sei das in Netphen auch deshalb, weil Stadt, Schule und OGS-Träger eng zusammenarbeiten. Während andere Kommunen auf externe Träger angewiesen sind, gibt es in Netphen seit 2005 BANS, den Verein „Betreuung an Netphener Schulen“, dessen Vorsitz seit einigen Jahren immer der jeweilige Leiter oder die Leiterin des städtischen Bereichs Schulen und Soziales inne hat. „Die enge Verzahnung befördert die Qualität“, sagt Schulaufsichtsbeamtin Walder. Selbstverständlich sei das nicht. „Es ist ja nicht so, dass die Maßnahmenträger Schlange stehen.“ Die AWO denke gerade über ihr zukünftiges Engagement in diesem Bereich nach, die Kirche habe sich „nicht umsonst zurückgezogen“. Der stellvertretende BANS-Vorsitzende Friedel Kassing bestätigt: „Andere sind da ganz schnell an ihre Grenzen gestoßen.“

Alternativen zum offenen Ganztag

Denn das Geschäft ist kompliziert. Zu organisieren sind Mittagessen Hausaufgabenhilfe, Betreuungsangebote, Kreativ- und Sportarbeitsgemeinschaften zu täglich anderen Zeiten mit täglich anders zusammengesetzten Gruppen. „Das ist eine Herausforderung“, sagt der Netphener Grundschulrektor und BANS-Gründer Karl-Wilhelm Nowak. Zumal auch die Elternbeiträge sehr unterschiedlich abzurechnen sind: Für „weitere Betreuungsangebote“ außerhalb der OGS zahlt das Land 5550 Euro je Standort und Jahr, für die OGS 935 Euro je Kind und Jahr.

Verein nicht nur für Grundschulen

277 Kinder nutzen an den Netphener Grundschulen Betreuungsangebote von BANS. Der Verein ist Partner der Schulstandorte Nieder- und Obernetphen, Deuz und Dreis-Tiefenbach über insgesamt mehr als 500 Schülern.

Darüber hinaus ist BANS Träger der Offenen Ganstagsschule (OGS) in Banfe und Vertragspartner von Gymnasium, Hauptschule und Sekundarschule. Der Verein beschäftigt etwa 80 Mitarbeiterinnen.

Nowak schildert den bisherigen Konflikt: Eltern können ihre Kinder nicht nach Belieben von der OGS fernbleiben lassen, wenn sie einmal für das laufende Schuljahr angemeldet sind. Das Land würde dann nämlich seinen Zuschuss zurückfordern. Andererseits mache die Verbindlichkeit auch Sinn. „Pädagogische Arbeit kann nur geleistet werden, wenn wir eine Regelmäßigkeit haben und Kinder nicht nur sporadisch da sind.“ Dennoch: „Für die, die es wollen“, so Nowak, werde BANS nun auch „absolute Flexibilität“ anbieten — die Kosten müssen die Eltern allerdings allein tragen.

Und so sieht das Angebot nun aus:
Halbtagsbetreuung: das älteste Betreuungsangebot, die einstige „verlässliche Halbtagsschule“, auch „Schule von acht bis eins“ genannt. Elternbeitrag: 25 Euro pro Monat.
OGS: mittlerweile der Standard – wer angemeldet ist, muss an Schultagen von 8 bis 16 oder 16.30 Uhr an Bord sein. Elternbeitrag: 50 Euro.
Flexible Angebote: jeweils für ein halbes Schuljahr der verlässliche Vormittag und eine beliebige Zahl frei wählbarer Nachmittage. Elternbeitrag zwischen 65 Euro für einen Nachmittag und 140 Euro für vier oder fünf Nachmittage.

Der Betrag sei selbst für Vollzahler nur auf den ersten Blick hoch, sagt BANS-Vorsitzende Heike Büdenbender. „So günstig können Eltern sich Betreuung privat nicht einkaufen.“ Bürgermeister Paul Wagener ist froh über die Erweiterung des Angebotes, das Netphen auch als Wohnort für junge Familien attraktiv macht: „Diese Investition muss sein.“ Wobei er irrt, zumindest teilweise: „Die OGS hat die Stadt Netphen noch nie einen Cent gekostet“, stellt Karl-Wilhelm Nowak klar.