Dreis-Tiefenbach. .

„Leben am Dreisbach“ hat die Stadt Netphen ihren Bebauungsplan für das Gelände der 2002 geschlossenen Hauptschule Dreis-Tiefenbach genannt — eine Synthese aus Titeln wie „Urbanes Wohnen am Dreisbach“, „Ökologisch Leben am Dreisbach“ und „Glücklich leben in Dreisbe“, mit denen in den letzten Jahren Projektentwickler aufgetreten und mit der Stadt nicht handelseinig geworden sind. Sogar europaweit war die „Baukonzession“ für das 10 000 Quadratmeter große Areal ausgeschrieben worden. Jetzt verkauft die Stadt Grundstück für Grundstück selbst — nicht ganz ohne Erfolg.

Schule wurde 2009 abgerissen

Bereits sichtbar an der Siegstraße aufgestellt hat die Siegener Bauunternehmung Runkel ihre Baustellentafel: Das Mehrfamilienhaus — von der B 62 aus drei-, vom tiefer gelegenen Baugelände im Feldwassser aus viergeschossig – wird der erste Neubau des zentralen Wohnviertels sein. Allein hier entstehen um die 40 öffentlich geförderte Wohnungen, die auch für weniger gut verdienende Haushalte erschwinglich sein sollen — das hohe Preisniveau von Miet-Neubauwohnungen in Netphen war erst jüngst wieder von der Politik beklagt worden. Kritisch betrachtet wurde die Länge der Gebäuderiegel an der Siegstraße mit bis zu 40 Metern, die allerdings in fast allen Plankonzepten der letzten Jahre vorgesehen waren. Die massive Bebauung soll das dahinter am Dreisbach entstehende Wohnquartier gegen den Straßenlärm abschirmen. Denn das kleine Wäldchen an der Böschung gibt es nicht mehr; es ist im Zuge des Straßen- und Leitungsbaus gerodet worden.

Die von der Hüttenwiese abzweigende, in den letzten Wochen neu gebaute Quartierstraße trennt die Rückseite des Wohnblocks von dem Grundstück für ein weiteres, zweigeschossiges Mehrfamilienhaus direkt an Dreisbach. Auch dieses Grundstück hat die Stadt, so Bau-Fachbereichsleiter Erwin Rahrbach, inzwischen an eine Bauunternehmung verkauft. Zu verkaufen ist auf dieser Seite des Dreisbachs nun noch ein etwa 2500 Quadratmeter großes Baufeld für ein Gebäude an der Siegstraße und ein Gebäude am Dreisbach. Verzichtet hat die Stadt darauf, auch die weiteren knapp 6000 Hektar bis zur alten Siegstraße in den Bebauungsplan einzubeziehen. Das parkähnliche Freigelände des dort angesiedelten Gartenbaubetriebs soll dem Unternehmen auch weiter zur Verfügung stehen.

Quartier mit bis zu 400 Bewohnern

Bis zu 100 Wohnungen entstehen zwischen Dreisbach und Siegstraße, bis zu zwölf neben und hinter dem Schul-Altbau.

In das 1,14 Hektar große Gebiet im Zentrum Dreis-Tiefenbachs werden 400 Menschen einziehen. Der Bebauungsplan kalkuliert mit täglich rund 530 zusätzlichen Pkw-Fahrten.

Von der Feldwasserstraße aus erschließt ein Weg vier Bauplätze für Einfamilienhäuser neben und hinter dem 1928 errichteten Schulgebäude, das nach dem 2010 erfolgten Abriss der Schulanbauten stehen geblieben und an das DRK vermietet worden ist. Der Wunsch des Vereins, einen der Bauplätze zu erwerben, um dort zusätzlichen Platz für Kurs- und Begegnungsangebote zu gewinnen, ist bei der Politik bisher nicht durchgedrungen. Die Lust auf „Außenstellen“ etwa in leer stehenden Ladenlokalen am Rande des Einkaufszentrums ist aber beim DRK nur schwach ausgeprägt.

Das DRK-Zentrum im Feldwasser knüpft mit seinem Konzept an die ersten Ideen an, die die Stadt 2001 für das damals noch genutzte Schulgelände hatte: barrierefreies Service-Wohnen mit einem Kranz an Pflege- und Betreuungsangeboten für ältere Menschen. Sogar von der Einbeziehung einer stationären Pflegeeinrichtung und einer Ausbildungsstätte für Alten- und Krankenpflegeberufe war zeitweise die Rede. Jetzt wäre das DRK-Zentrum für diejenigen unter den neuen Bewohnern da, die es brauchen. Doch die Stadt hat nun Bedenken gegen die Erweiterung: Die Bewohner der Einfamilienhäuser sollen sich nicht gestört fühlen.