Siegen. Erst kratzt es im Hals, dann läuft die Nase. Ruckzuck plagen sich die Kleinen mit einer Erkältung. Der Chefarzt der DRK-Kinderklinik Siegen, Professor Dr. Rainer Burghard weiß, wie Familien Infektionen aus dem Weg gehen – und räumt mit Mythen rund um die Immunabwehr auf.

Die Westfalenpost in Siegen hat einen Aufruf gestartet. Familien sollten ihre Fragen an den Gesundheitsexperten Dr. Rainer Burghard senden. Hier sind die Fragen, die den Siegerländern Familien auf der Seele brennen.

Herr Professor Burghard, kommen Kinder auch ohne grippalen Infekt durch den Winter?

Professor Rainer Burghard: Da muss ich ganz klar sagen: nein! Kinder können bis zu acht fieberhafte Infekte pro Jahr bekommen, da ist wohl kaum ausgerechnet in der kalten Jahreszeit Pause. Viele Eltern gehen besorgt zum Arzt, wenn ihre Kinder im Winter häufiger als ein oder zweimal krank sind. Dabei ist das völlig normal. Das Immunsystem muss erst lernen, mit den Erregern umzugehen, um später gegen Krankheiten gewappnet zu sein.

Mit welchen weiteren Erkrankungen sollten Eltern im Winter zusätzlich zum grippalen Infekt rechnen?

Eine banale Infektion der oberen Atemwege ist schon die am häufigsten auftretende Erkrankung. Typisch sind außerdem Windpocken, Durchfallerkrankungen und natürlich die echte Grippe, die Influenza.

Woran erkennt der Laie den Unterschied zwischen einem grippalen Infekt und der Influenza?

Manchmal erkennen das Eltern gar nicht. Generell fühlen sich Patienten mit Influenza aber kränker und schlapper. Der Arzt kann einen Test machen, jedoch ist das nur nötig bei Säuglingen oder chronisch kranken Kindern. Bei solchen Risikopatienten ist jedoch ohnehin eine Impfung gegen die Influenza ratsam.

Wie können Kinder ihre Immunabwehr im Winter auf Trab bringen?

Mit den Klassikern: viel Bewegung an der frischen Luft, zweckmäßige Kleidung, bestehend aus mehreren Schichten sowie einer Mütze, und einer vitaminreichen, ausgewogenen Ernährung. Das gilt aber ohnehin für das ganze Jahr. Medizinische Immunpräparate aus der Apotheke bringen dagegen nichts, ihre Wirksamkeit ist nicht bewiesen. Das gilt auch für Nahrungsergänzungsdrinks und Ähnliches. Sie sind nicht in der Lage, die Abwehrkräfte zu aktivieren, schaden aber auch nicht.

Welche Hygieneregeln gibt es für Familien, um Krankheitserreger fern zu halten?

Da steht natürlich das richtige und häufige Händewaschen ganz oben auf der Liste. Das ist gerade in den infektreichen Monaten das A und O. Und große Menschenansammlungen sollte man meiden, etwa vollgepackte Busse mit hustenden Leuten. Sind die Eltern erkrankt, sollten sie sich trauen, einen Mundschutz zu tragen, um ihren Nachwuchs nicht anzustecken. Das rate ich schon bei normalen Infekten, bei der Influenza sowieso. Natürlich sollten Kranke niemanden abbusseln und eher auf Distanz zu ihren Mitmenschen gehen.

Gibt es einen Geheimtipp, wie Familien gesund und fit durch den Winter kommen?

Einen ultimativen Wundertipp? Nein, den gibt es nicht. Gegen die Infekte im Winter hat man nur wenig in der Hand und eine Garantie fürs Gesundbleiben gibt es nicht. Beachten Sie einfach gemeinsam mit Ihren Kindern die Vorsichtsmaßnahmen.

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