Siegen/London.
Käthe Stern starb am vergangenen Donnerstag im Alter von 105 Jahren in London. Das teilte des Aktive Museum Südwestfalen mit.
Käthe Stern wurde am 27. Januar 1908 als jüngstes von sieben Kindern des Siegener Kaufmanns Julius Stern und seiner Ehefrau Paula in der Sandstraße 20 geboren. Dessen Vater, Meyer Leser Stern, hatte 1884 die jüdische Gemeinde in Siegen gegründet und war bis 1919 ihr 1. Vorsitzender. Vater Julius Stern hatte das Konfektionsgeschäft seines Vaters übernommen. Käthe Stern wurde 1914 in der jüdischen Volksschule am Obergraben eingeschult. Sie wechselte mit ihrem Lehrer Simon Grünewald nach dem Ersten Weltkrieg in die Stadtschule am Unteren Schloss. Nach dem Besuch der Höheren Handelsschule machte sie eine kaufmännische Lehre im Kaufhaus Tietz am Markt. Sie wurde als Kontoristin übernommen und 1934 nach der so genannten Arisierung wie alle jüdischen Angestellten entlassen. Sie zog nach Augsburg, wo sie im Haushalt ihrer Cousine arbeitete. Nach einem kurzen Aufenthalt in Siegen floh sie im Februar 1939 nach London. Dort war sie wieder mit der Rabbinerfamilie zusammen, der auch die Flucht aus Augsburg gelungen war. Drei behinderte Brüder kamen in „Krankenanstalten“ der Nazis ums Leben. Ihr Vater und ein Bruder starben in Siegen. Ihre Mutter und Käthes Schwester Anna mit Mann und Baby sowie Bruder Herbert Stern mit Ehefrau wurden am 28. April 1942 nach Zamosc in Polen deportiert und ermordet. Stolpersteine in der Emilienstraße und Sandstraße erinnern an sie.
Käthe Stern nahm Jahre nach dem Krieg wieder Kontakte mit Menschen in Deutschland auf. Auch in Siegen war sie ab und zu, um eine ehemalige Klassenkameradin Elisabeth Koch zu besuchen. Mit ihr, die noch heute in Siegen lebt, war sie über Jahrzehnte in Verbindung. Käthe Stern lebte zuletzt allein mit einer Freundin in London.