Ferndorf. .
Landwirte und Waldbauern aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe haben in Ferndorf eine neue gemeinsame Adresse.
Das „Haus der Land- und Forstwirtschaft“ an der Zitzenbachstraße. Die landwirtschaftlichen Kreisverbände und die als BSB GmbH firmierende Landwirtschaftliche Buchstelle haben das Gebäude errichtet: „Ein Kraftakt“, wie der Vorsitzende der Siegen-Wittgensteiner Landwirte, Henner Braach, bei Vorstellung des neuen Dienstleistungszentrums sagte. Die Idee dazu gebe es schon seit langem. Doch erst in diesem Jahr wurde der Gedanke vollendet, alle für Land- und Forstwirtschaft relevanten Institutionen und Organisationen der Region unter einem Dach zu vereinen.
Neben den beiden Kreisverbänden und der BSB GmbH sind dies der Waldbauernverband, der Maschinenring und Betriebshilfsdienst, die Landwirtschaftskammer und die Biologische Station Siegen-Wittgenstein, die ebenso wie die Landwirtschaftskammer aus Erndtebrück nach Ferndorf umgezogen ist.
Landesweit „einmalig“ ist die Einbeziehung der Naturschutzverbände BUND, NABU und LNU, die sich eines der 26 Büros teilen. Henner Braach berichtete von einem gewissen Unverständnis über die Hereinnahme der Naturverbände: „Sie vertreten die Interessen der Natur notfalls gegen die Nutzer“, nämlich die Landwirte. Da seien Interessenkonflikte nicht auszuschließen. Doch insgesamt sehen es die Vertreter der Landwirtschaft positiv, werde durch die Nähe zu den Naturverbänden auch das gegenseitige Verständnis gefördert. Olpes Kreisvorsitzender Josef Geuecke: „Vieles ist nur mit den Naturschutzverbänden zu regeln. Miteinander sind wir zu besten Ergebnissen gekommen.“
Arbeitskraft besser einteilen
Peter Fasel, Leiter der Biologischen Station, wies darauf hin, dass in Siegen-Wittgenstein seit 1989 schon die Zusammenarbeit zwischen Kreis, Naturschutzverbänden und Landwirtschaft funktioniere. Es sei die erste Kooperation dieser Art landesweit gewesen, die sich inzwischen darin niederschlägt, dass zehn Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen im Kreisgebiet, also rund 2000 Hektar, unter Vertragsnaturschutz stehen. Daran beteiligt ist fast jeder dritte der rund 1100 landwirtschaftlichen Betriebe in Siegen-Wittgenstein.
Dieser Aspekt indes ist nur ein Teil der Aktivität, die von dem neuen Haus der Land- und Forstwirtschaft ausgeht. Wie Josef Geuecke, ausführte, seien die bisherigen Arbeitsstrukturen im südlichen Südwestfalen nicht optimal gewesen. In beiden Kreisen gab es je eineinhalb Stellen, die nun in Ferndorf zusammengefasst sind. Deren Arbeitskraft könne nun besser eingeteilt werden. Probleme der Landwirte beider Kreise ließen sich gemeinsam lösen. Wichtig sei es ferner, dass auch die für die Region nicht unbedeutenden Waldbauern mit am Tisch sitzen.
2100 Betriebe in beiden Kreisen
Aktuell gibt es rund 2100 Voll- und Nebenerwerbsbetriebe in den beiden Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Dabei sind die Feierabend-Landwirte, die in der Regel noch einen anderen Beruf haben, mit rund 70 Prozent in der Mehrzahl. Bei den Vollerwerbsbetrieben gibt es inzwischen zunehmenden Arbeitskräftemangel, der laut Henner Braach durch von außen geholte Mitarbeiter kompensiert werden müsse.
Dr. Bernd Högemeyer von der Landwirtschaftskammer verwies auf zunehmende Probleme bei der Nachwuchsgewinnung: Immer weniger junge Leute bewerben sich um eine Ausbildungsstelle als Land- oder Tierwirt.