Siegen. . Mehr Studenten, höhere Mieten, keine Wohnheimplätze: Vor Semesterbeginn sah es mitunter danach aus, als würden zahlreiche junge Hochschulangehörige auf der Straße sitzen. Doch zum Beginn des Wintersemesters blieb der große Run auf Siegens Studentenunterkünfte aus.

Das Semester kam und alles blieb ruhig. Weniger Erstsemester als vor einem Jahr, die Notunterkünfte leer. Dabei kommen dort seit etlichen Jahren Studenten unter, die sich erst auf den letzten Drücker oder gar nicht um eine Wohnung kümmern oder erst zum Vorlesungsbeginn von weither nach Siegen kommen. Wie kommt das? Burkhard Lutz, Abteilungsleiter Wohnen des Siegener Studentenwerks, macht das zu einem Gutteil an der öffentlichen „Panikmache“ fest – im positiven Sinne.

Überall war vom doppelten Abiturjahrgang die Rede, der die Unis überschwemmt und die Hochschulen nicht wissen, wie sie dem Herr werden sollen. Das führte auf der einen Seite dazu, dass sich viele Abiturienten gegen den nahtlosen Antritt des Studiums und den damit verbundenen Stress an überfüllten Unis entschieden und für ein freiwilliges soziales Jahr, einen Auslandsaufenthalt oder ein Praktikum. So sank die Zahl der Erstsemester an der Uni Siegen im Vergleich zum Vorjahr, auch deshalb, weil die Hochschule das Soll des Hochschulpakts in den letzten Semestern übererfüllt hat.

Ländliches Umfeld

Die Studenten, die trotzdem sofort nach der Schule an die Uni kamen, waren offenbar so sensibilisiert für die Probleme der Massenuni, dass sie sich frühzeitig um eine Unterkunft bemühten – und wenn es nur als Übergangslösung ist. „Manche können sich das Kerngebiet der Stadt finanziell nicht leisten oder wollen aus persönlichen Gründen lieber in einem ländlichen Umfeld wohnen“, so Burkhard Lutz. Berichterstattung, soziale Medien und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit hätten viel dazu beigetragen, dass Wohnraum angeboten und in adäquater Lage auch schnell wieder vermietet wurde.

Es gebe genug Studierende, die zunächst jede beliebige Bude nehmen, um dann aus dem Studentenalltag vor Ort heraus nach der Wohnung ihrer Wünsche zu suchen. „Das führt natürlich zu Problemen auf dem Wohnungsmarkt, kaum sind sie drin, ziehen sie wenig später auch schon wieder aus“, sagt Lutz.

Ohnehin hätten sich die Wohnbedürfnisse der Studenten mit der Akademisierung vieler Berufsbilder, der zunehmenden Verschulung des Studiums mit Praktika und Auslandsaufenthalten gewandelt: „Viele bleiben nicht ihr ganzes Studium an einer Uni“, weiß Lutz. Gesucht werden keine leeren Wohnungen, sondern möblierte Zimmer all inclusive, schnell rein, schnell raus.