Siegen. .

Ruhe und Frieden, Spaß und Erholung sollen mittel- bis langfristig im „Erlebniswald Historischer Tiergarten“ herrschen. Im Umweltausschuss war davon gestern nichts zu spüren. Das Projekt, den Stadtwald für Freizeit und Erholung der Bürger attraktiver zu gestalten, fand breite Zustimmung durch alle Fraktionen – für die vorgeschlagene Finanzierung aber gab es von fast allen Seiten Schelte, wenn auch in unterschiedlicher Dosierung.

Die Stadt wünscht sich für das 100 Hektar große Gelände „eine behutsame, naturnahe Qualifizierung als Erholungsfläche“, betonte Stadtbaurat Michael Stojan. Aktuell gibt es dort einen Lehrpfad mit 23 Infotafeln, deren Inhalte allerdings teilweise veraltet oder überholt seien, wie Stadtförster Jan-Marc Heitze während einer kurzen Präsentation erklärte.

Neue Wege zur Kostendeckung

Die Vision: In Zukunft soll es gut beschilderte Wanderwege in verschiedenen Längen geben, die von vielen Startorten in der Stadt gut erreichbar sind. Ein enges Netz von Ruhebänken und Picknickplätzen ist vorgesehen, der vorhandene Lehrpfad soll deutlich aufgemöbelt werden – mit 23 Stationen, die Menschen aller Altersgruppen spielerisch Wissen über den Wald vermitteln und die Natur mit allen Sinnen erfahrbar machen: Durch Schautafeln, Spielzeuge – oder auch ein Dendrophon, ein großes, hängendes Xylophon aus Ästen.

Dazu kommen gut überlegt platzierte Aussichtsplätze. Und selbstverständlich gibt es noch das Wildgehege.

Auf 45.000 Euro schätzt die Verwaltung die Kosten für das Projekt. 25.000 Euro hätte sie dafür – laut Vorlage – gern aus Mitteln des Programms „Begehbare und besitzbare Stadt“ genommen, für das der Rat im Dezember 2012 auf Antrag der Grünen insgesamt 30.000 Euro zur Verfügung gestellt hatte.

„Ein kommunalpolitischer Skandal erster Güte“, machte Martin Gräbener (Die Linke) seinem Ärger Luft. „Hier wird in der Vorlage ein Beschluss des Rates einfach ignoriert. Wir überlegen, ob wir die Kommunalaufsicht einschalten.“

„Der Kommunalaufsicht, Herr Gräbener, sehen wir gelassen entgegen“, erwiderte Stadtbaurat Stojan. Es handele sich um einen Vorschlag zur Finanzierung, der Ausschuss könne diesen ablehnen. Stojan warb außerdem dafür, den „Erlebniswald Tiergarten“ losgelöst von dem Deckungsvorschlag der Vorlage zu betrachten, dessentwegen sich schon im Vorfeld „Unmut“ geregt habe.

Heinz Müller (CDU) bat die Verwaltung um einen anderen Finanzierungsansatz, Bärbel Gelling (Grüne) regte an, den Finanzierungspassus komplett aus der Vorlage zu nehmen.

So geschah es dann nach einer leidenschaftlich geführten Diskussion auch. Der Ausschuss stimmte den Tiergartenplänen letztlich zu – bei einer Enthaltung der Vorsitzenden Christine Strunk (Grüne), die zunächst mögliche Effekte des Projekts auf die Tierwelt untersucht haben mochte. Die Verwaltung versprach neue Finanzierungsverschläge.