Siegen.. „Vorurteile abreißen“ lautete das Motto zum 14. Christopher-Street-Day, CSD, in Siegen. In diesem Jahr gab es statt bunter Parade eine politische Demonstration. Insgesamt fiel die Veranstaltung der Schwulen und Lesben aus dem Siegerland kleiner aus als in den Jahren zuvor.

Grund hierfür waren Unstimmigkeiten bei der Organisation und der Finanzierung. Die finanzielle Unterstützung der Sponsoren und der Stadt Siegen war schon in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgefahren worden. Beinahe hätte die 14. Auflage gar nicht stattgefunden. Michael Kunz sprach mit Flavio Benatelli und Tobias Holzapfel, die mit den Studenten des autonomen Hochschulreferats Gay@uni, unter anderem die Organisation übernahmen.

Warum haben nur die Linken, die Hochschulgruppe SDS und Gay@uni den CSD in diesem Jahr veranstaltet? Warum haben sich SiS (Schwule Initiative Siegen) und LiS (Lesben in Siegen) ausgeklinkt?

Flavio Benatelli: Es gab im Vorfeld Unstimmigkeiten, die leider beinahe zu einer Absage geführt hätten. Nach dem CSD ist eigentlich immer schon vor dem CSD. Die Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren müssen normalerweise bis Dezember gelaufen sein. Danach haben die Unternehmen ihre Mittel verplant. Das hat diesmal nicht geklappt, dadurch haben wir große Probleme bekommen. Ich kann nur einen großen Dank an alle Beteiligten sagen, dass wir es doch noch in dieser Weise hinbekommen haben.

Tobias Holzhauer: Wir haben im September ein Nachtreffen zum CSD, da wird es sicher konkreter werden. Der Verein soll auf jeden Fall noch in diesem Jahr gegründet werden und künftig eine vernünftige Grundlage für die weiteren Veranstaltungen der kommenden Jahre schaffen. Es ist sehr wichtig, dass es einen CSD in Siegen gibt.

Frage: Sind überwiegend Siegerländer hier?

Holzhauer: Grundsätzlich einmal ja. Aber in Köln sind ja auch nicht nur Kölner, wir wollen natürlich auch Leute von auswärts hier haben. Es sind auch viele Sauerländer hier.

Frage: Wie steht es mit den Parteien? Die CDU ist nicht hier. Sind die auch angesprochen worden?

Benatelli: Wir haben alle angesprochen. Aber mit der CDU ist das bekanntlich etwas schwierig.

Holzhauer: Die haben ja bis heute keine verbindliche Position zu Punkten wie der Homo-Ehe gefunden. Das Siegerland ist bekanntlich konservativ. Da haben sie vielleicht Angst um ihre Wähler, wenn sie hier sind.

Frage: Noch einmal zu der Demo. Der Zug wirkte beim Aufstellen etwas kümmerlich, ist dann aber doch noch etwas länger geworden…

Holzhauer: Das hätte sicher noch mehr sein können. Wir haben auch mit mehr Leuten gerechnet.
Benatelli: Sagen wir es mal so: Für das erste Mal war es in Ordnung. Das ist aber sicher noch ausbaufähig. Es wäre schön, wenn in den kommenden Jahren aus dem Zug eine Parade würde!