Siegen. .
Zeugnisse auf dem Haardter Berg: Für die meisten Absolventen des Studiengangs Bachelor of Science im Department Architektur ein schöner Tag. Für einige gar ein außergewöhnlich schöner Tag. Ihre Abschlussarbeit überzeugte Dozenten und Architekten – sie gewannen einen Preis.
Gustav Große etwa. Der 25-Jährige überzeugte den Förderverein für Architektur und Bauingenieurwesen mit seinem Entwurf für einen Neubau unweit des Kölner Doms.
Er ließ – virtuell – den so genannten Prälatenbunker, das frühere Diözesanmuseum, abreißen. Er zeigte kein Pardon mit dem historischen Gemäuer. Und setzte an seine Stelle einen Ersatzbau, ein Museum. Sehr zur Freude der Jury. „Ihr Entwurf polarisiert, gliedert städtebaulich, ermöglicht neue Wege und Blickbeziehungen“, sagte Professorin Sibille Wirtz in ihrer Laudatio.
Zudem, so lobte sie weiter, besteche die Arbeit durch Aktualität. Tatsächlich wird das Ende des Baus, der in unmittelbarer Nähe des Römisch-Germanischen Museums steht, in Köln derzeit diskutiert. Für sein Engagement kassierte Gustav Große 300 Euro.
Eine Schule in Brasilien
Weil die Entwürfe insgesamt hochklassig waren, wie Departmentsprecher Professor Michael Lenhart betonte, gab es auch einen zweiten und einen dritten Platz. Hinter Gustav Große landete Matthias Behrmann auf Rang zwei. Er widmete sich dem Entwurf einer Waldorfschule im brasilianischen Porto Alegre. Die Arbeit habe ihn vor große Probleme gestellt, gab der Student zu.
Nicht nur, dass er sich mit den Theorien Rudolf Steiners auseinandersetzen musste. In der südbrasilianischen Stadt gelten – zumindest einige – architektonische Grundsätze nicht. Sie liegt jenseits des Äquators. Die Regel, die beste Seite eines Hauses ist die Südseite, trifft wegen des anderen Stands der Sonne als auf der Nordhalbkugel nicht zu. Dennoch schuf er eine „Typologie des Gebäudes“, die sich an der „außergewöhnlichen brasilianischen Baukultur“ orientiert und „an gesellschaftspolitische Entstehungsprozesse angepasst wurde“, sagte Professor Ulrich Exner.
Dritte wurde Jill Boneberger mit ihrer Idee eines Ausstellungs- und Forschungsgebäudes für neue Fassadenmaterialien. Smart Skin lautete das Thema. Die Fassaden des imaginären Neubaus auf dem Gelände der Essener Zeche Zollverein sollen selbst „Gegenstand und Teil der Ausstellung und Forschung sein“, erläuterte Professor Thomas Dibelius: „Die Arbeit weckt Neugier und ist für den Betrachter eine interessante Konzeption.“ Eine, auf die man sich einlassen könne.
Und zwar so sehr, dass die 25-Jährige gleich noch den Preis des Bundes Deutscher Architekten in Siegen-Wittgenstein und Olpe mit nach Hause nahm.