Siegen. .

Was können Politik und Verwaltung tun, damit Studenten in Siegen künftig ausreichend viel und vor allem bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht? Diese Frage löste gestern im Siegener Rat eine emotionale Debatte aus. Ein Runder Tisch aus Vertretern der Wohnungswirtschaft, der universitären Gremien, studentischen Vertretern, der KEG sowie der Stadt und der politischen Parteien hatte Anfang Juni ein Maßnahmenpaket präsentiert. Kernpunkt: Es soll 10.000 Euro für eine Analyse des studentischen Wohnungsmarktes ausgegeben werden. Außerdem soll eine PR-Kampagne, die von der Sparkassenstiftung finanziert wird, Siegener Bürger davon überzeugen, brach liegenden Wohnraum für Studenten zur Verfügung zu stellen.

Selbst Grünenfraktionschef Michael Groß, auf dessen Initiative der Runde Tisch einberufen worden war, räumte gestern ein, das Ergebnis habe nicht seine Erwartungen erfüllt. „Dass das nicht der große Wurf ist, ist klar.“ SPD und Linke zerpflückten das Papier. „Das hat mit einer Lösung des Problems nichts zu tun“, sagte Linken-Fraktionschef Martin Gräbener. „Beim Runden Tisch ist nichts herausgekommen“, schimpfte Peter Mörbitz (SPD). Er sei „skeptisch, dass die PR-Kampagne ein Erfolg“ werde. Bürgermeister Steffen Mues ist da optimistischer. Laut Zensus gebe es 2000 leerstehende Wohneinheiten. „Ich verspreche mir von der PR-Kampagne einen Erfolg.“ Damit liegt er auf einer Linie mit der CDU.

50 kleine Studentenwohnungen würde das Studentenwerk gern in der Jugendherberge am Oberen Schloss schaffen und ist bereit, dafür viel Geld in die Hand zu nehmen. Von dem ursprünglichen Wunsch der Stadtverwaltung, in dem Gebäude wieder eine Jugendherberge zu eröffnen, muss sich die Stadt offenbar verabschieden. Denn das Deutsche Jugendherbergswerk signalisiert, kein Interesse an dieser Immobilie zu haben, ein österreichisches Unternehmen möchte einen siebenstelligen Betrag als Investitionszuschuss, was die Stadt ablehnt. CDU, Grüne und FDP sprechen sich indes gegen den Plan des Studentenwerks aus. Er empfinde ein „dauerhaftes Wohnen als Eingriff in die Parkanlage“, sagte etwa CDU-Fraktionschef Stefan Kersting, was Angelika Floren (SPD) zu der Frage veranlasste, ob eine Jugendherberge nicht auch ein Eingriff in den Parkcharakter gewesen wäre.

Damit ist die Stadt Siegen in Sachen Minderung des Wohnraummangels seit November vergangenen Jahres, als das Thema zuletzt in den Gremien diskutiert wurde, kaum einen Schritt weiter gekommen. Die Hoffnungen ruhen jetzt kurzfristig allein auf der Kampagne.