Ferndorf. .
Auf einmal ist es da. Man kommt durch den Wald und sieht das Wasserbassin. Friedlich im Morgenlicht. „Viele verbinden damit Erinnerungen an ihre Jugend“, weiß Elfrun Bernshausen, die Kommunalpolitikerin aus Ferndorf. Volker Bertelmann zum Beispiel, der sich als Experimentalpianist „Hauschka“ einen Namen gemacht hat – der Zitzenbach hat der 1966 in Ferndorf geborene Musiker das Stück „Freibad“ gewidmet. Und auf jeden Fall Günter Preis, den Elfrun Bernshausen als den „Patron unseres Bades“ vorstellt. In den 1920er Jahren haben sich die Ferndorfer mit Hilfe des freiwilligen Arbeitsdienstes ihre „Badeanstalt“ gebaut, die 1927 eröffnet wurde. „Mein Großvater war dabei“, berichtet der 80-Jährige.
„Da, guck mal, sie ist drin.“ Preis lässt Respekt durchklingen, als die Frühschwimmerin ins Wasser eintaucht. Die Temperatur hat er gerade selbst gemessen: 16 Grad. „Mit jeder Runde wird es wärmer“, weiß Dr. Ulrich Leuthold, der sich selbst Mut zuzusprechen scheint: „Jetzt tun wir mal so, als ob das Bad beheizt wäre.“ Ingrid Lagemannn kommt seit vorigen Donnerstag jeden Morgen aus Hilchenbach in die Zitzenbach — nicht unvorbereitet: „Im Frühjahr haben wir in der Ferndorf gekneippt.“
Der Schuh ist Pfand fürs Mikado
So ist das, wenn der Sommer in Ferndorf beginnt. Nach einem langen Winter und einem Frühling, der so recht auch keiner war. „Es geht erst jetzt so richtig los“, sagt Anne Spies, Vorsitzende des Fördervereins, der nun im dritten Jahr die Badesaison begleitet. Während die Stadt nach wie vor in den drei Sommermonaten für eine Badeaufsicht sorgt, helfen die Ehrenamtlichen bei der Pflege der Anlagen und sorgen für die Ausstattung, die den Sommertag mitten im Wald noch angenehmer macht. Große Sonnenschirme sind da, ein Badmintonfeld kommt noch, gerade angeschafft wurden Spielgeräte. Boote und Luftmatratzen, Riesen-Mikado und Wikinger-Schach werden kostenlos ausgeliehen. Als Pfand werden weder Geld noch Ausweis verlangt. Sondern ein Schuh.
„Es ist gut, dass wir den Verein haben“, sagte Anne Spies. Nicht nur, weil die 139 Mitglieder Geld in die Kasse bringen. Sondern auch die Besucherzahlen heben, wie Elfrun Bernshausen beobachtet: „Dadurch lässt auch der Vandalismus nach.“ Denn nicht alle Besucher begnügen sich damit, laue Sommerabende, vielleicht mit selbst gemachter Gitarrenmusik begleitet, einfach zu genießen und sich dabei allenfalls von Rehen und Hasen zuschauen zu lassen. „Es ist einfach nicht schön, wenn am nächsten Tag ein Kind in die Scherben tritt“, sagt Anne Spies.
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In der Zitzenbach gibt es keinen Zaun und keine Kasse, an der Eintrittskarten gekauft werden müssen. Wer hier schwimmt, ist einfach nur Gast – wenn er sich an die wenigen Regeln hält: Offenes (Lager-)Feuer ist nicht erlaubt. Und: Hunde haben im Schwimmbecken nichts zu suchen. Ganz einfach, „weil ich hier nicht mit Hunden schwimmen möchte“, sagt Anne Spies, die diesen Wunsch zwar mit anderen Badegästen teilt, aber nicht immer auf Verständnis stößt. Da werde dann von Rehen erzählt, die weiter oben auch im Bett des Zitzenbachs gestanden hätten. „Blödsinnige Ausreden.“ Am Ende bleiben die Stöcke einzusammeln, die die ins Wasser gejagten Vierbeiner dann doch nicht apportiert haben – „die verstopfen uns dann auch noch den Überlauf.“
Zu viel Ärger für so ein schönes Bad. Die Frühschwimmerinnen haben ihre Runden geschafft. „Gestern war es noch ein bisschen kälter.“ Der Sommer macht Fortschritte. In der Zitzenbach hat man Zeit. Die Saison ist erst vorbei, wenn niemand mehr ins Wasser geht. Ende Oktober, vielleicht.