Hilchenbach. . Jetzt sind sie da, wo sie vielleicht schon seit 23 Jahren sein wollen: nicht mehr wie Zaungäste vor dem Zelt, sondern auf der Bühne im großen Zelttheater. Einmal stellen sich Veranstalter und Förderer des Pfingstfestivals Kultur Pur 2013 selbst ins Rampenlicht. In 55 Stunden steht dort Roger Hodgson. „It’s Raining Again“ hieß sein Superhit für Supertramp. Und alle hoffen, dass er das nur singt.

„Das Grün muss ja irgendwo herkommen“, tröstet sich Festivalleiter Wolfgang Suttner, wie alle verwöhnt durch die vier vorangegangenen, fast sommerlichen Pfingstfestivals, schon im voraus über die zu erwartenden Regenschauer hinweg. „Das nutzt sich nicht ab“, sagt Landrat Paul Breuer. Und man weiß nicht, ob er Kultur Pur an sich meint. Oder die doch immer ziemlich ähnlichen Gespräche über das Wetter, ohne die diesem Termin zur Erstbesichtigung der Zelttheaterstadt doch etwas fehlen würde.

Man ist in ziemlich aufgeräumter Stimmung – es läuft gut für Kultur Pur 23. Festivalleiter Suttner blickt zurück „auf einen der besten Vorverkäufe, die wir je hatten“: 14.000 Eintrittskarten sind seit Dezember abgesetzt worden, 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

Wenn am Donnerstag um 10 Uhr die Festivalkasse auf dem Giller öffnet, wird es erstmals nicht mehr Restkarten für alle Acts geben: Alle 2300 Gäste für das „Breakfast in America“ mit Roger Hodgson sind benannt, und auch für die Brings am Freitag, die Philharmonie Südwestfalen am Sonntag und Santiano am Montag gibt es nur noch ganz wenige Tickets.

Wo Bürgermeister noch mitreden

Die Sponsoren steuern gute Nachrichten bei. Ulrich Stupperich von der Krombacher Brauerei („D i e Veranstaltung für die Region“), Martin Lucke von den Sparkassen („Das Kirchturmdenken hintan stellen“), Wieland Dierks und Peter Imhäuser von RWE („Das Naturerlebnis Rothaarsteig wird kulturell befruchtet“), Catharina Schutz von Lauer & Süwer Automobile („Keine Spritschlucker“) — sie alle haben ihre Gründe, mehr oder weniger verbindlich schon die weitere Förderung von Kultur Pur in Aussicht zu stellen. Und 2015 wird die 25 voll gemacht.

Dann wird das Musik- und Theaterfestival des Kreises Siegen-Wittgenstein alle anderen Festivals überlebt haben, die es 1991 in Deutschland noch in kommunaler Trägerschaft gab. Das Kultur-Volksfest auf dem Giller ist das letzte seiner Art, auf dem Bürgermeister noch etwas zu sagen haben. Hans-Peter Hasenstab zum Beispiel, der Hilchenbacher Hausherr, kommt zum zehnten Mal — im Frühjahr 2004 verteilte der Rodgauer auf der Ginsberger Heide seine ersten Wahlkampf-Flyer. „Das hätten Sie wohl nicht gedacht“, stichelt er in Richtung Landrat, der ihm zu diesem Jubiläum betont herzlich („Donnerwetter!“) gratuliert.

Fritz Hiller, Chef von Kultur Siegen, will da nicht zurückstehen: Die Großstadt leiste sich „trotz aller Sparzwänge“ einen finanziellen Zuschuss zum Festival, sagt er — die Arbeiter vom Hilchenbacher Baubetriebshof flicken derweil immerhin die Schlaglöcher auf der Gillerbergstraße. Mehr ist nicht drin. „A Place to be in the Middle of Nowhere“, hat Bob Geldof 2006 ins Kultur-Pur-Gästebuch geschrieben. Das ist auch der Text auf dem Festival-T-Shirt 23. Der Spruch für das Shirt 2014 ist Festivalleiter Wolfgang Suttner gerade eingefallen: „It’s Raining Again.“