Netphen. . Im Netphener Rathaus ermittelt der Staatsanwalt: Ein Beamter wird beschuldigt, Geld veruntreut zu haben. Konkret geht es um die Gebührenkasse des Standesamts, in der nach bisherigen Erkenntnissen rund 6000 Euro fehlen.

Aufgefallen sind die Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit einer Eheschließung, bei der ein — ausländischer — Partner noch das durch das Oberlandesgericht ausgestellte Ehefähigkeitszeugnis nachzureichen hatte. Die Vertretung des abwesenden Beamten forderte die Gebühr ein, die die Brautleute nach eigenem Bekunden bereits bezahlt hatten. Es stellte sich heraus, dass der Betrag unquittiert und ungebucht in die Geldbörse des städtischen Mitarbeiters gewandert war — einer von 75 Fällen in diesem und im vorigen Jahr, wie die daraufhin angestellten Ermittlungen bis jetzt ergaben.

Rechnungsprüfung eingeschaltet

Bürgermeister Paul Wagener erstattete nach Informationen unserer Zeitung Strafanzeige gegen den Beamten, der derzeit seinen Dienst nicht ausübt. Zugleich wurde das eigene Rechnungsprüfungsamt eingeschaltet, das die Standesamtskasse nun zurück bis in das Jahr 2008 prüft. Bei jeder Eheschließung wird eine Gebühr von 40 Euro für die „Prüfung der Ehevoraussetzungen“ erhoben. Zusätzlich werden 40 Euro von Paaren verlangt, die nicht da heiraten, wo sie bereits das Aufgebot beantragt haben, sowie 66 Euro für Eheschließungen außerhalb der üblichen Standesamts-Dienstzeiten – zum Beispiel in der dafür beliebten Nenkersdorfer Mühle.

Vorfälle vergleichbarer Art hat es auch in der Vergangenheit mehrfach gegeben. Dienstältere Kenner der Stadtverwaltung erinnern sich an drei weitere Fälle, in denen jeweils Einnahmen aus Gebührenkassen unterschlagen wurden.