Siegen. .
Noch ehe die Uni-Schule an den Start gehen konnte, ist das „ehrgeizige Projekt“, wie die schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion Irmgard Klein sie nannte, gescheitert (wir berichteten).
Die Entscheidung der schulpolitischen Sprecher von SPD, Grünen, FDP und UWG, das Vorhaben nicht weiter zu verfolgen, sorgte auch gestern noch für Unmut.
Pragmatische Gründe
Insbesondere die Linken werfen den Fachpolitikern vor, „die Flinte ins Korn zu werfen“. Martin Gräbener sieht darin einen Sieg „konservativer Bildungspolitik“. Der Fraktionschef der Linken diagnostizierte: „Die Fachleute bekommen kalte Füße, der Rektor bekommt kalte Füße.“ In der kommenden Woche will die Fraktion entscheiden, was zu tun ist.
Detlef Rujanski versuchte erneut, die Entscheidung pragmatisch zu erklären. Spätestens bei der so wichtigen Standortfrage hätte man keine Mehrheit zusammenbekommen können. Obwohl unter den meisten Fachpolitikern Einigkeit herrsche, dass die Uni-Schule die richtige für Siegen gewesen wäre. Aber: „Macht hat obsiegt, nicht Fachlichkeit.“
Uni-Rektor Holger Burckhart drückte per Mitteilung über seine Pressestelle erneut sein Bedauern darüber aus, „dass das Projekt keine ihm angemessene, aber auch für es notwendige breite Mehrheit gefunden hat“.
„Allerdings“, so sagt er, „habe ich für die Sorgen und Nöte Verständnis.“ Es gelte nun, „auch jene ins Boot zu holen, die bislang Vorbehalte hatten“. Schließlich hätten sich „alle ernsthaft mit dem Projekt auseinandergesetzt, und alle sehen wohl auch die großartigen Möglichkeiten, die eine gemeinsam von Stadt und Universität getragene Schulkonzeption beinhaltet“.
„Placebo“
Der Kölner Philosoph würde sich über eine Einladung der „Stadtverantwortlichen“ und der „interessierten Schulleitungen“ freuen, schrieb er.
„Luftnummern“ und „Rückzuggespräche“ sind solche Angebote in den Augen der Schulpolitiker Ulrich Schloos (Linke) und Joachim Pfeifer (SPD). Ein „Placebo“ nannte das Detlef Rujanski.
Hans Günter Bertelmann, Fraktionsvorsitzender der UWG indes ergriff Partei für Rektor und Bürgermeister Steffen Mues. „Die Positionierung des Rektors“, heißt es, „ist konsequent und nach unserer Auffassung im Interesse des Schulfriedens beeindruckend verantwortungsvoll“.
„Nähe zur Kommunalwahl“
Manchmal brauche es „mehr Mut, eine anfänglich als positiv eingestufte Maßnahme nach genauerer Kenntnis der Folgen ... abzulehnen“. Kritik am Bürgermeister sei deshalb nicht angebracht.
Vielmehr sprach Hans Günter Bertelmann den politischen Befürwortern der Uni-Schule den Mut ab, aus der entsprechenden Verwaltungsvorlage einen Standort auszuwählen und zu beschließen. Er wies auf die Folgen für die benachbarten Schulen hin und sprach von der „Nähe zur Kommunalwahl“.