Siegen. . Die rund 2000 ausländischen Studenten der Uni Siegen rücken in den Fokus der hiesigen Wirtschaft. Die IHK hat eine Studie für die Entwicklung eines Konzepts in Auftrag gegeben, um die internationalen Studenten nach Studienabschluss in der Region zu halten - um den Bedarf an Fachkräften zu sichern.
Die rund 2000 ausländischen Studenten der Uni Siegen rücken in den Fokus der hiesigen Wirtschaft. Die IHK hat eine Studie für die Entwicklung eines Konzepts in Auftrag gegeben, um die internationalen Studenten nach Studienabschluss in der Region zu halten. Um ihren Bedarf an Fachkräften zu sichern, möchten sich die Siegerländer Unternehmen um diese bislang vernachlässigte Klientel stärker bemühen. Bisher sei man zu wenig und zu unsystematisch auf die ausländischen Hochschüler zugegangen, dies soll sich nun ändern, sagte IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener. Aber: „Wir sind gerade erst am Anfang eines längeren Wegs.“
Die Soziologin Sonja Weber-Menges ist laut Gräbener mit der Realisierung der Studie betraut. Sie soll Informationen über Lebensumstände, Berufsziele und Zukunftspläne der ausländischen Studenten zusammentragen. Die Studie soll Erkenntnisse liefern, wie sich der regionale Arbeitsmarkt als attraktive Alternative zur Rückkehr in die Heimatländer ins Spiel bringen kann. Die Ergebnisse werden im Sommer erwartet.
Interkulturelle Kompetenz ist gefragt
Allerdings ist bereits abzusehen, dass der „längere Weg“ für die Wirtschaft auch ein steiniger werden könnte. Die Integrationspläne sind eine gesellschaftliche Aufgabe, die ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz erfordert. Hier gibt es noch Nachholbedarf – auch in der Wirtschaft, meint Bärbel Schürrle. Sie ist Dezernentin der Universität Siegen für Internationales. „In den Unternehmen muss sich ein stärkeres Bewusstsein für kulturelle Unterschiede etablieren“, fordert sie. Dies fange bei Kleinigkeiten an, zum Beispiel sollten die Betriebe Stellenangebote für Praktika auch auf englisch formulieren.
Wichtiger sei es jedoch, dass sich ein Bewusstsein entwickele, dass die Sozialisation in einer fremden Kultur einen erheblichen Einfluss auf das Sozialverhalten hat. Manche für Mitteleuropäer seltsam anmutende Verhaltensweisen seien nur in besonderem kulturellen Kontext zu verstehen. Schürrle erlebte dies, als sie chinesische Studenten zu sich zitierte, deren Studienleistungen hinterherhinkten. Als Schürrle sie ermahnte, sich mehr anzustrengen, fingen diese an zu lachen. Was hier in dieser Situation als Unverschämtheit gilt, ist in der chinesischen Kultur eine normale Reaktion. Lachen gilt dort auch als Zeichen der Scham.
Ausländische Studenten scheitern oft an deutschen Regularien
Solche Missverständnisse gebe es häufiger im Uni-Alltag, im schlimmsten Fall gefährden diese den Studienerfolg. Zum Beispiel wenn bei krankheitsbedingt verpassten Prüfungen keine ärztlichen Atteste beigebracht werden – einfach aus Unwissenheit. Viele hier als selbstverständlich geltende Abläufe und Regularien können für Studenten aus Russland, Indien, China oder Kamerun ein Buch mit sieben Siegeln sein. Und gerade dies sind die Länder, aus denen zur Zeit die meisten ausländischen Studenten der Uni Siegen stammen. Spitzenreiter ist jedoch die Gruppe der türkischen Hochschüler. Diese sind jedoch meistens Bildungsinländer, sprich hier aufgewachsen und geboren, aber mit türkischer Staatsangehörigkeit.
Uni-Rektor Prof. Holger Burckhart lässt jedenfalls keinen Zweifel daran, dass die Integration von Studenten mit ausländischen Wurzeln einen hohen Stellenwert sowohl für die Uni als auch die Region hat. Für ihn gehören die Migranten „konstitutiv“ dazu. Wenn es der Region gelinge, diese mehr für sich zu interessieren, eröffne das neue Perspektiven, nicht nur in ökonomischer Hinsicht. Burckhart betont auch die soziale Komponente: „Es reicht nicht aus, lediglich die Arbeitskraft für sich nutzen zu wollen. Man muss die Menschen wollen.“