Siegen. . Rund 150 Beschäftigte der Landesdienststellen traten an der Universität Siegen in den Warnstreik. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte 2400 Mitarbeiter von Hochschule, Justiz, Justizvollzug, des Regierungsbezirks und von Teilen des Landesbetriebs Straßen NRW dazu aufgerufen.
Die Gewerkschafter fordern für die Beschäftigten des Landes 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Für Auszubildende und Praktikanten soll die Vergütung erhöht werden. Zudem sollen Arbeitgeber Lehrlingen die Übernahme nach der Ausbildung garantieren, Urlaubsanspruch unangetastet lassen und befristete Verträge einschränken.
„Alle Register ziehen“
„Wir sind bereit, alle Register zu ziehen“, heißt es von Seiten der Arbeitnehmervertreter im Vorfeld der dritten Verhandlungsrunde. Am 7. und 8. März treffen die Tarifparteien erneut zu Gesprächen zusammen. Runde eins und zwei verliefen bisher ergebnislos. Mehr noch: In keinem Punkt gab es auch nur eine Annäherung.
„Wir werden die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber nicht hinnehmen“, kündigte Herwart Mudersbach kämpferisch an. „Wir müssen Anschluss halten zum übrigen öffentlichen Dienst, wo der Abstand schon jetzt über zwei Prozent beträgt“, sagte der Verdi-Vertrauensleutesprecher an der Uni. „Und wir sind es wert, für unsere gute Arbeit entsprechend bezahlt zu werden.“
Die Pläne der Arbeitgeberseite, den Urlaubsanspruch von 30 auf 26 Tage zu reduzieren, nannte er „Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich“. Das „sei ein Unding“, betonte er auf dem wegen der vorlesungsfreien Wochen recht leer wirkenden Campus.
Phänomen Zeitarbeit
Werner Leis, DGB-Regionsgeschäftsführer in Südwestfalen, beklagte „steten Stellenabbau und Arbeitsverdichtung“ in der Branche. Das führe zu einer außerordentlichen Belastung der Mitarbeiter und in letzter Konsequenz zu „hohen Krankenständen“.
Darüber hinaus kritisierte er das Phänomen Zeitarbeit im öffentlichen Dienst: „Allein der Bau- und Liegenschaftsbetrieb beschäftigt 100 Leiharbeiter.“ Das trage nicht dazu bei, den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber attraktiv zu machen.
Doch Attraktivität sei in Zeiten von demografischem Wandel und Fachkräftemangel notwendig, assistierte Herwart Mudersbach: „Ohne gute Besoldung und sichere Arbeitsplätze bekommt auch die Uni Probleme“, fürchtet er.
50 bis 210 Euro mehr
„Man hat euch abgehängt von der Einkommensentwicklung“, rief Gewerkschaftssekretär Günter Weller den Streikenden zu. Und verwies auf die Kollegen in den Metall- und Chemiezweigen. „Euer Einkommen müsste um acht Prozent höher liegen“. Selbst branchenintern stünden die Landesbeschäftigten schlecht da. Den Kollegen von Bund und Gemeinden würde 50 bis 210 Euro mehr gezahlt.
Zudem erinnerte er daran, dass sich in den nächsten zehn Jahren ein Viertel der Beschäftigten in den Ruhestand verabschiedet.