Siegen. . 2012 war ein gutes Jahr für das Handwerk, auch in Siegen-Wittgenstein. Der Ausblick für 2013 ist in den meisten Branchen ebenfalls von Optimismus geprägt. Dennoch stöhnen viele Betriebe unter hohen bürokratischen Auflagen und beklagen die Realitätsferne der Politik.

Die Grundstimmung ist positiv – eigentlich. Trotz der überwiegend guten wirtschaftlichen Lage in fast allen Branchen des Handwerks, schlägt die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd auch kritische Töne an. Der Tenor: Überbordender Bürokratismus und die Realitätsferne mancher Politiker belasten die Handwerksbetriebe. Dies verlautbarte am Dienstag der Vorstand der Kreishandwerkerschaft.

2012 war ein gutes Jahr für das Handwerk, auch in Siegen-Wittgenstein. Der gut laufende Konjunkturmotor verschaffte den Betrieben eine gute Auftragslage und ein ordentliches Geschäft. Auch der Ausblick für 2013 ist in den meisten Branchen von Optimismus geprägt. Insbesondere im Baugewerbe sei die wirtschaftliche Situation momentan sehr erfreulich. Hingegen läuft es in der KFZ-Branche und bei den Friseuren weniger zufriedenstellend.

Klare Signale an die Politik

Widmen möchte sich das Handwerk im laufenden Jahr verstärkt dem allgemeingegenwärtigen Thema Fachkräftesicherung. Es gelte, die rund 140 Lehrberufe des Handwerks zu attraktiven Ausbildungsoptionen für junge Leute zu machen. Insbesondere Abiturienten sollen auf Studienmöglichkeiten im Handwerksbereich aufmerksam gemacht werden. Schlecht qualifizierten Nachwuchskräften erteilt das Handwerk jedoch aufgrund des gestiegenen Anspruchsniveaus der Tätigkeiten eine Absage. „Wir können keine schlechten Hauptschüler mehr gebrauchen“, sagte Kreishandwerksmeister Elmar Moll.

Im anlaufenden Wahljahr sendet die Kreishandwerkerschaft klare Signale in Richtung Politik. Sie kritisiert vor allem die erheblichen bürokratischen Belastungen, denen sich das Handwerk ausgesetzt sieht. Gemeint sind hier vor allem Dokumentationspflichten, welche die Betriebe zu erfüllen haben, zum Beispiel die Tachographenpflicht. Die Betriebe müssen Fahrten mit Fahrzeugen ab 2,8 Tonnen bereits ab dem 50. Kilometer mit einem digitalen Fernschreiber protokollieren. Ebenso drohe dem Handwerk auf Betreiben größerer Konzerne eine Aufweichung des AGB-Rechts. Dies könne die Betriebe bei Aufträgen von Großkunden rechtlich schlechter stellen, lautet die Befürchtung.

Generell sehen sich die zumeist kleinen und mittelständischen Handwerksbetriebe gegenüber großen Konzernen im Nachteil. Sie hätten in vielerlei Hinsicht den gleichen bürokratischen Aufwand zu leisten wie die Großunternehmen. Während diese den Aufwand jedoch mit Herscharen von Abteilungen abwickeln könnten, seien die Handwerker zumeist auf sich allein gestellt und dadurch mehrbelastet. Dies sei auch der Realitätsferne mancher Politiker geschuldet, hieß es aus dem Vorstand der Kreishandwerkerschaft.