Siegen-Wittgenstein. Die Zeit der großen Straßenbauvorhaben ist vorbei. Im künftigen Bundesfernstraßenbedarfsplan, der gerade vorbereitet wird, ist der Kreis Siegen-Wittgenstein vor allem mit Zukunftsmusik vertreten: Von den verschiedenen Abschnitten der Ortsumgehungskette Route 57 ist die Südumgehung Kreuztal der Verwirklichung noch am nächsten — wenn denn der Planfeststellungsbeschluss, den das NRW-Verkehrsministerium noch erlassen muss, auch vor Gericht standhält.

Die letzten Bedarfs- und Ausbaupläne für die Landesstraßen stammen aus dem Jahr 2006. Darin erscheinen noch Ortsumgehungen für Irm­garteichen und Wilden, damals schon in der nachrangigen Priorität 2, die 2011 schon gar keine Rolle mehr spielt. Im vorletzten Herbst hatte die Landesregierung, erstmals nach dem Regierungswechsel von 2010, die Projekte der Stufe 1 gesichtet: Als „vorrangig“ blieb davon nur noch die Ortsumgehung Niederdielfen übrig, während die Ortsumgehung Kaan-Marienborn in die Nachrangigkeit abrutschte.

Im Regionalrat lag jetzt die jährliche Prioritätenliste für kleinere Baumaßnahmen an Landesstraßen auf dem Tisch — über diesen Etat, der Vorhaben bis zu drei Millionen Euro finanziert, wurden zuletzt der Kreisel am Ende der Peimbachstraße in Büschergrund und der Ausbau der Ferndorfstraße in Hilchenbach realisiert. Im letzten Jahr konnte eine einzige Maßnahme aus der Liste neu begonnen werden.

In der Liste für dieses Jahr erscheint der Kreis Siegen-Wittgenstein zwei Mal: mit dem Ausbau der L 553 in Schwarzenau auf Rang 14 und der L 722 in Mittelwilden auf Rang 19. Für keines der beiden Projekte, die mit 1,8 Millionen bzw. 700.000 Euro kalkuliert sind, gibt es bisher eine Planung. Jenseits von Rang 30 werden weitere Vorhaben aufgelistet, die es noch überhaupt nicht in die lange Prioriätenliste geschafft haben:
der weitere Ausbau der L 512 in Freudenberg bis zur Landesgrenze, der Knoten L 532/L 909 in Eiserfeld,
der Kreisel L 719/L 729 am Deuzer Bahnhof,
die L 722 im Geiersgrund bei Hainchen,
die L 893 Niederdielfen-Flammersbach und Niederdielfen-Rudersdorf
sowie die Ortsdurchfahrt Wilgersdorf (L 904).

Radwege

Bei den Radwegen an Landesstraßen ist die mit 350.000 Euro kalkulierte Verbindung zwischen Rinsdorf und der A-45-Brücke mit Rang 5 ziemlich nahe an der Verwirklichung. Auf Rang 18 vorgerückt ist die Radwegeverbindung von Werthenbach Bahnhof bis Irmgarteichen, die 400.000 Euro kosten soll. Die Verkehrsuntersuchung hat begonnen. Auf der Liste der „weiteren betrachteten Maßnahmen“, wiederum jenseits von Rang 30, stehen Radwege
von Eiserfeld nach Neunkirchen-Salchendorf,
von Langenholdinghausen nach Niederholzklau,
von Osthelden nach Junkernhees,
von Bad Laasphe nach Feudingen,
von Kaan-Marienborn nach Feuersbach,
von Neunkirchen-Salchendorf nach Wilden,
von Eckmannshausen nach Unglinghausen und Kredenbach,
von Bad Laasphe nach Puderbach,
von Eiserfeld nach Eisern,
von Oberschelden nach Gosenbach.

Mittlerweile als „Bürgerradweg“ im Rahmen eines anderen Landesprogramms realisiert hat die Stadt Netphen die Befestigung des Radweges von Eckmannshausen nach ­Unglinghausen.

Kreisstraßen

Auch der Kreis Siegen-Wittgenstein hat seine Ausbauprogramme für die Kreisstraßen aufgestellt. Mit dem Beschluss über den Haushalt hat der Kreistag rund 2,3 Millionen Euro eingeplant: für die neue K-12-Brücke in Burbach, für den Ausbau der K 1 in Plittershagen, für die Fahrbahndecke der K 17 in Bad Laasphe, für die K 32 (Finanzierung des Kanals in der Brauersdorfer Straße) in Netphen, die K 19 in Oberfischbach, für die K 11 in und nach Werthenbach und den Bahnübergang Schameder (K 45). Im Vorgriff auf 2014 kann auch schon über den Betrag von 250.000 Euro für die Fahrbahnerneuerung auf der K 26 zwischen Buchen und Junkernhees verfügt werden.

Lang ist die Liste der „Reservemaßnahmen“, die dann zum Zuge kommen, wenn eigentlich eingeplante Vorhaben nicht vorankommen — fast jede der 55 Kreisstraßen hat irgendwo schadhafte Fahrbahndecken oder sanierungsreife Brücken.

In der Rubrik für „spätere Jahre“ nach 2016 taucht auch die K 11 in Netphen-Salchendorf wieder auf. Nicht vor 2017 wird der Kreis die freie Strecke nach Rudersdorf noch einmal angehen. Ende 2011 war der Netphener Rat dem Widerspruch von Anliegern gefolgt, die keine Grundstücke für einen Ausbau mit Gehweg abgeben wollen. Nach Netphener Vorstellungen kommt nun nur noch eine Fahrbahnsanierung in Frage, die der Kreis ohne Landeszuschuss selbst bezahlen müsste. Ganz verzichtet wird nun auf den Ausbau des Salchendorfer Ortsmitte-Knotens mit einem Kreisverkehrsplatz.