Siegen. .

Der Kreis Siegen-Wittgenstein muss sich als Industrieregion behaupten und weiterentwickeln, um insbesondere in Anbetracht des demografischen Wandels auf lange Sicht bestehen zu können. Diese Überzeugung vertrat der heimische Bundestagsabgeordnete Willi Brase (SPD) gestern bei seinem jährlichen Pressegespräch im Wahlkreisbüro in Siegen. „Auch das Land Nordrhein-Westfalen muss sich dazu bekennen, dass wir ein Industriestandort sind“, unterstreicht der Politiker. „Und die Voraussetzungen dafür haben viel mit Infrastruktur zu tun.“

Aussichten der Wirtschaft

Er spreche „vor dem Hintergrund der möglichen Entwicklungen“, erläuterte Brase. Jüngste Umfragen und Untersuchungen eröffneten für 2013 meist mäßige bis trübe Konjunkturprognosen. Brase selbst hat nach eigenen Angaben in den letzten Wochen verschiedene Unternehmen besucht, mit Verantwortlichen und Betriebsräten gesprochen. Das Bild sei geteilt: „Manche haben volle Auftragsbücher bis 2014 – bei anderen sieht es nicht so gut aus.“

Verkehrswege

Ein entscheidender Faktor, um den Kreis dauerhaft als Industrieregion erhalten zu können: „Wir brauchen Infrastruktur.“ Brase zählt zu den bedeutsamsten Projekten den sechsspurigen Ausbau der A 45. Prioritär sei aber vor allem die Brückensanierung, um Unternehmen den Transport ihrer Produkte überhaupt zu ermöglichen. Das Problem: Marode Brücken, von denen es entlang der Autobahnen einige gibt, werden irgendwann für Schwertransporte gesperrt.

Forderungen dieser Art würden im Idealfall in den nächsten Bundesverkehrswegeplan Eingang finden. Was die Verkehrsmittel betrifft, so sei NRW bisher „als Transitland chronisch unterfinanziert“, sagt Brase. Hier gelte es, in Berlin künftig noch deutlicher Position zu beziehen.

Ein gutes Beispiel für gelungene Infrastrukturlösungen ist nach Ansicht des Abgeordneten der Container-Terminal Kreuztal, auch unter ökologischen Gesichtspunkten. Wenn sich gegen ein solches Projekt Widerstand aus der Bevölkerung regt, „zeigt uns das, dass wir noch früher den Dialog mit den Menschen führen müssen.“

Gewerbeflächen

„Wir brauchen Gewerbegebiete“, betont der Sozialdemokrat und verweist sowohl auf die Planungen für ein Areal zwischen Kreuztal und Wenden als auch in Oberschelden/Seelbach. Letzteres allerdings „kann durchaus auf die längere Bank gehen“. Die Entscheidung, ob der von der Politik geforderte Autobahnvollanschluss über die Raststätte erfolgen wird, lässt auf sich warten.

Alternativ, führt Brase aus, könne die Anbindung über einen kleineren Parkplatz kurz davor geprüft werden. „Wir versuchen, dass das mit dem Anschluss klappt“, betont der Politiker. „Aber wir wollen gleichzeitig den sechsspurigen Ausbau und die Brückensanierungen.“

Mehr Menschen

Die Sicherung der industriellen Stärke sei dabei keineswegs Selbstzweck, sondern wesentlich, um den Auswirkungen des demografischen Wandels zu begegnen. „Für Minijobs und Niedriglohn kommt niemand in die Region“, hebt Brase hervor. „Wir müssen überlegen, wie wir es schaffen, dass Menschen hier bleiben, hierhin zurückkehren oder aus anderen Regionen hierher kommen.“ Es sei dafür wichtig, lokale „Markenzeichen“ zu festigen und zu kommunizieren – der SPD-Mann nennt Aspekte wie gute Jobs und unbefristete Arbeitsverhältnisse, aber auch gute Schulen, gute Infrastruktur und ein attraktives Lebensumfeld als starke Argumente. „Und dann haben wir auch noch viel Natur.“