Siegen/Dillenburg. . Ein herrenloser Rucksack in einem Regionalexpress zwischen Siegen und Dillenburg hat einen Bombenalarm ausgelöst. Laut Polizeiangaben meldete ein Fahrgast, ein Mann habe etwas ins Gepäcknetz gelegt und sei dann verschwunden. Sprengstoffexperten rückten an und fanden in dem Gepäckstück lediglich ein paar Brote und eine Zeitung.

Eigentlich hatte er nur ein paar Brote und eine Zeitung in seinen Rucksack gesteckt. Als der 72-jährige Rentner seine Tasche am Dienstagabend jedoch im Gepäcknetz eines Regionalzugs liegen ließ, wurde der Beutel Krimskrams schnell verdächtig. Und sorgte für stundenlange Ruhe auf der Eisenbahnstrecke Siegen-Dillenburg. Die Polizei sperrte den Bahnhof für mehrere Stunden. Sprengstoffspezialisten rückten an, durchleuchteten das Gepäckstück. Erst nach vier Stunden gab es Entwarnung. Für mehrere Züge ging es mit erheblicher Verspätung weiter.

Polizeieinsatz

Der vermeintliche Bombenleger bemerkte seine Tat erst, als er von dem Polizeieinsatz aus den Nachrichten erfuhr. Am nächsten Tag.

Es war das zweite vergessene Gepäckstück, das binnen weniger Tage in der Region Anlass eines Großeinsatzes wurde. Erst am Wochenende rief ein herrenloser Koffer in einem Kreuztaler Parkhaus die Bombenexperten des Landeskriminalamts auf den Plan. Auch dort meldete sich kurze Zeit später der Besitzer und gab an, er habe den Koffer vergessen.

Was der eine für übertriebene Vorsicht hält, ist für den anderen nach einem Bombenfund wie dem in Bonn durchaus nachvollziehbar. „Nach solchen Einsätzen ist die Sensibilität höher“, sagt eine Sprecherin des Landeskriminalamts. „Das bestätigen die Kollegen.“ Rund 500 Einsätze arbeiten die Sprengstoffexperten in zwölf Monaten ab. In Zeiten wie diesen ist die Auftragslage ein wenig dichter.

Kofferbomben seit Festnahme der Sauerlandgruppe ein Thema

Ob ein Polizist die Fachleute zu Rate zieht, entscheidet er im Wesentlichen selbst. „Der Verdacht wird gemeldet“, erläutert Polizeisprecher Meik Reichmann. Und das wiederum ist – zumindest in Teilen – eine psychologische Frage. „Wir unterhalten uns natürlich auch im Kollegenkreis über solche Dinge.“ Spätestens seit der Festnahme der terroristischen Sauerlandgruppe in Oberschledorn. „Das Phänomen Kofferbomben ist hier noch recht jung.“

Im Fall des vergesslichen Dillenburgers kündigt die Bundespolizei ein eventuelles Bußgeld an, und zwar wegen „einer betriebsstörenden Handlung“. Zudem, so heißt es von Seiten der hessischen Ordnungshüter, können auf den Rentner „zivilrechtliche Folgen zukommen“. Ob auch der Kreuztaler zur Kasse gebeten wird, ist indes unklar. Zwar „müssen die Kosten irgendwie getragen werden“, betont Meik Reichmann. Allerdings stehe bis jetzt noch nicht fest, was für den Einsatz tatsächlich zu zahlen ist – und ob der Koffervergesser grob fahrlässig gehandelt hat.

Für alle anderen hat die Polizei einen Tipp: Einfach darauf achten, nichts zu vergessen.