Setzen. . Ein Bürgerverein will für den Ortsteil Setzen die digitale Zukunft sichern: „Mehr Breitband für Siegen-Wittgenstein“ hat sich die Initiative genannt, die dafür sorgen will, dass die zusammen rund 1500 einwohnerstarken Ortsteile Ober- und Niedersetzen ans Glasfasernetz angeschlossen werden.
Da die Telekom kein wirtschaftliches Interesse hat, Setzen ans Turbo-Internet anzuschließen, nehmen Setzer die Sache selbst in die Hand.
Was auf den ersten Blick wie ein extravagantes Luftschloss einiger digitaler Wolkenschieber aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ehrgeiziges Projekt eines ernsthaften Bürgerengagements: Die Setzer wollen sich selbst den schnellen Zugang zur Datenautobahn legen. Als Partner soll die Telekom ins Boot geholt werden. „Die sind sehr an dem Projekt interessiert und unterstützten uns. Es könnte bundesweit ein Vorzeigeprojekt werden, was es so noch nicht gegeben hat“, sagt Andreas Vetter, zweiter Vorsitzender des Vereins. Die Telekom würde die entsprechende Technik an den Verteilerkästen einbauen, das Kabel vom Vermittlungspunkt in der Hofbachstraße in Geisweid bis an die Setzer Brücke legen und das Netz auch betreiben. Der Setzer Verein würde schließlich die Glasfaserkabel einkaufen. Von den Verteilerkästen aus würden Kupferdrahtverbindungen die Haushalte versorgen. Der Geschwindigkeitsgewinn wäre enorm.
Projekt soll im Frühjahr 2013 anlaufen
„Wir sind mit den Planungen weit fortgeschritten. Wir reden nicht von Monaten oder Jahren, sondern von Wochen, bis es losgehen kann“, sagt Vetter. Dann sollen die Verträge mit der Telekom unterzeichnet werden. Die Tiefbauarbeiten beginnen dann im Frühjahr, wenn sich der Frost verzogen hat.
Die Kosten, die der Verein tragen muss, liegen bei rund 200.000 Euro. Dieser Betrag soll durch Spenden aufgebracht werden. Eine stramme Summe für eine Initiative, die gerade einmal 25 Mitglieder zählt. „Wir haben eine ganze Reihe Bürger gewonnen, die sich beteiligen“, erklärt Vetter. Außerdem habe ein in Setzen ansässiger Firmeninhaber eine fünf- bis sechsstellige Summe in Aussicht gestellt. Die Klein- und Großinvestitionen sollen außerdem im Laufe der Jahre zurück gezahlt werden. „Im Endeffekt gehört dem Verein das Glasfaserkabel, beziehungsweise je nach Kostenbeteiligung anteilig den Vereinsmitgliedern“, erklärt Vetter. Der Verein kann daher z.B. freie Adern an andere Interessenten vermieten, um wieder Geld einzunehmen. In Obersetzen sind Gebiete für mögliche Windkraftanlagen ausgewiesen worden, die einen schnellen Internetanschluss benötigen würden. Für einen möglichen Bau hätte der Verein die Infrastruktur geschaffen, die Betreiber könnten diese Kosten sparen und würden dann Miete bezahlen. „Nach jetzigem Stand würde es circa 20 bis 25 Jahre dauern, bis man seinen Invest zurück bekommt. Aber wer weiß, wer künftig hier schnelles Internet nutzen möchte.“
Die Bürger des Ortsteils würden jedenfalls ausnahmslos profitieren, ist sich Vetter sicher. „Setzen hat ein tolle Lage, nah an Siegen und viel Natur.“ Doch trotz Nähe zur Uni, wohnen kaum Studenten in Setzen. Wohnungen ließen sich mit schnellem Internet besser vermieten, ist sich Vetter sicher. Ein wesentliches Standortkriterium der Zukunft – für Haushalte und Unternehmen – sei die Qualität der Internetverbindung. „Ich bin mir sicher, dass Häuser ohne Chance auf schnelles Internet künftig an Wert verlieren. Der Glasfaserausbau würde allen im Dorf gut tun.“