Kreuztal. .

Verlust des Arbeitsplatzes, Trennung, Krankheit: Die daraus resultierende Armut geht über kurz oder lang auch mit dem Verlust der eigenen Wohnung einher. Die Miete kann nicht mehr pünktlich gezahlt werden; auch bei den Energieversorgern laufen Schulden auf. Schließlich kommt es zur Zwangsräumung.

Das betrifft in zunehmendem Maße auch Menschen hier zu Lande.

Um Lösungsansätze bemüht sich seit einiger Zeit ein Netzwerk der sozialen Träger und Anbieter, der Jobcenter und Ordnungsämter sowie der Wohnungsbaugesellschaften. Unter dem Dach des Projekts „DazuGehören“ der Alternative Lebensräume gGmbH (ALF) trafen sich die Akteure unter der Themenstellung „Gehen oder Bleiben?“ nun zum dritten Mal in Kreuztal. Ihnen geht es um die Verbesserung des Hilfeangebots bei Wohnungsnot im ländlichen Raum, bezogen auf Kreuztal und Hilchenbach.

Beratung und Begleitung

Konkrete Zahlen aus diesen beiden Städten liegen indes nicht vor. Dafür wurde auf die Erfahrungen von Diana Brixius zurückgegriffen, die seit 20 Jahren in der Fachstelle für Wohnungsnot der Stadt Siegen tätig ist. Aus ihrem Bericht ging hervor, dass von einstmals 19 festen Gebäuden mit über 100 Wohnungen (bewohnt von einer viel höheren Zahl von Erwachsenen und Kindern) letztlich nur zwei Häuser mit zehn Wohnungen übrig geblieben seien. Verstärkt wird auf Unterbringungsmöglichkeiten im Gastgewerbe zurückgegriffen.

Zuvor berichteten die ALF-Mitarbeiterinnen Susanne Engel und Malina Schneider aus ihrer täglichen Praxis. Beratung und – falls nötig – auch Begleitung leistet ALF bei betroffenen Frauen in einem „nichtbehördlichen Rahmen“. Die Alternativen Lebensräume sind allerdings ein „frauenbezogenes“ Projekt, weshalb bei ihrer Betrachtung einigen Teilnehmern der Netzwerk-Runde der Blick auf die ebenfalls von Wohnungsverlust betroffenen Männer zu kurz kam. Doch auch für diese – weitaus weniger bekannten – Fälle wird nach Lösungen gesucht.

In der Diskussion stellten Vertreter der LEG (Fritz-Erler-Siedlung) und der Hilchenbacher Wohnungsgenossenschaft dar, dass die Kosten bei Zwangsräumungen bis in den fünfstelligen Bereich gehen können. Daher sei es für alle Beteiligten günstiger, wenn die Mieter die Wohnung behalten. Ebenso für die betroffenen Familien, die im gewohnten Umfeld bleiben. Wichtig aber sei in diesem Zusammenhang, dass Mieter und Vermieter aufeinander zugehen.

Eine denkbare Lösung von Mietproblemen könnte in der Schaffung neuer Wohnformen liegen, wie die Kreuztaler Sozialamtsleiterin Bettina Eberbach vortrug. Haus- und Wohngemeinschaften, Verabredungen unter Nachbarn – wie es teilweise von der LEG in der Erler-Siedlung versucht, aber nicht in letzter Konsequenz umgesetzt werden konnte. Reinhard Stahlschmidt von der Hilchenbacher Wohnungsgenossenschaft berichtete, dass die Bemühungen um in Not geratene Mieter schon sehr früh einsetzen – und dies auch mit einigem Erfolg.